Samstag, 26 November 1955

Das inwendige Licht (E)

„Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet, 
kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden“, 
geweckt durch den Lampenladen in der Ladenstrasse der Vorstadt, 
wenn er mir schon von weitem auf den Weg durch die Gärten 
entgegenbleckt; 
05 diese grellste Goldfüllung in der Reihe der vielen, 
die unten ins Gebiss aus altmodischen Villen eingesetzt sind, 
vermag der alten Gaslampe summendes Bienenkorblicht zu wecken. 

Das hindert mich nicht, die Verkäuferin anzubrummen, 
weil sie mir keinen hohen roten Schirme für meine Wandlampen 
verkaufen kann, 
10 sondern nur niedrige aus gelbem Ölpapier mit grünen Zierstreifen 
und Goldrand, 
wie sie nachgerade auch Hinz und Kunz haben. 

Ihre Entschuldigung erstickt unter der Donnerlawine der Hochbahn, 
die mich, wäre es nicht schon sechs Uhr, ins Zentrum brächte, 
wo man alle Arten von Schirmen findet, 
15 sogar solche, aus denen das innere Licht durch wohlverteilte 
Sternlöcher leuchtet. // 12

Dafür zertrümmert mein Löffel, 
wenn ich resigniert im Bahnhofbuffet die Milch umrühre, 
zugleich mit der Haut aus Versehen das Glasdach des Bahnsteigs, 
wo eben Tamino aus den Pissoirs und von den Treppen 
20 Hunde und Katzen und blinde Greise mit weissen Stäben anlockt 
und mit den Funken der Flöte allen ihr dösendes Licht weckt.


Blatt 11 (A-5-c_11_182.jpg)

E Das inwendige Licht

I „Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet,

kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden“,

geweckt durch den Lampenladen in der Ladenstrasse der Vorstadt,

wenn er mir auf den Weg durch
wenn er mirschon von weitem auf den Weg durch die Gärten entgegenbleckt;

05 diese grellste Goldfüllung in der Reihe der vielen,

die unten ins Gebiss aus altmodischen Villen eingesetzt sind,

vermag der alten Gaslampene summendes Bienenkorblicht zu

wecken.

II Das hindert mich nicht, die Verkäuferin anzubrummen,

weil sie mir keinen hohen roten Schirme für meine Wandlampen

verkaufen kann,

10 sondern nur niedrige aus gelbem Ölpapier mit grünen Zierstreifen

und Goldrand,

wie sie nachgerade auch Hinz und Kunz haben. 

III Ihre Entschuldigung erstickt unter der Donnerlawine der Hochbahn,

die mich, wäre es nicht schon sechs Uhr, ins Zentrum brächte,

wo man alle Arten von Schirmen findet,

15 sogar solche, aus denen das innere Licht durch wohlverteilte Sternlöcher

leuchtet. //

Blatt 12 (A-5-c_11_183.jpg)

CE Das inwendige Licht 2

IV [ Dafür zertrümmert mein Löffel, wenn ich resigniert im Bahnhof-

buffet die Milch umrühre ]

Dafür zertrümmert mein Löffel,

wenn ich resigniert im Bahnhofbuffet die Milch umrühre,

(aus Versehen) zugleich mit der Hautaus Versehen
(aus Versehen) zugleich mit der Haut  das Glasdach des Bahnsteigs,

wo eben Tamino (aus den Zügen,) aus den Pissoirs und von

den Treppen

20 Hunde und Katzen und blinde Greise mit weissen Stäben

anlockt

und mit demn KlangfFunken der Flöte allen ihr dösendes Licht

weckt.

26.11.55

 

  • Besonderes:

    alR Strophennumerierung I-IV
    Verso: Typoskripte (Die Spinne im Busch, S. 5), durchgestrichen

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_021
  • Seite / Blatt: 11, 12

Inhalt: 135 Manuskripte und 21 Typoskripte zu 24 Gedichten (keine Endfassung)
Datierung: 14.11.1954 – 21.11.1955
Textträger: 200 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Dissertation und Gedichttyposkripten
Umfang: 25 Dossiers, 213 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (12 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-c/11 (Schachtel 36)
Herkunft: Nr. 1-15: braune Mappe EG 55 I; Nr. 16-25: rote Mappe EG 55 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

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