Sonntag, 26 Juni 1955

Requiem (H)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern
auf dem Sofa und schiebt die Gardinen
vom Fenster zurück und sieht 
das Schiff auf dem See, das immer 
05 wächst bis es an der Lände anlegt, 

wo einer der Frau, die heraus 
auf den Steg tritt, winkt 
und sie hart an der Hand fasst: 
„Nein“ schreit sie tonlos, lippenlosen 
10 zusammengepressten Munds und risse den 
Knaben mit sich aufs Schiff zurück 
wenn er ihr nicht entrönne ans Land. 

So flüchtet sie allein in die 
Kabine und schaut 
15 nicht hin auf den Spitz, der vor ihr 
das Männchen macht und sich, 
enttäuscht, weil man die Brücke // 12
zurückzieht, bevor sie 
ihm etwas hinwirft, fallen 
20 lässt und der Dorfprozession in die Kirche 
nachläuft und der Orgel 
ins „Tantum ergo“ hineinbellt. 

Lieber fährt sie allein 
tiefer ins Gebirg; und das Auge 
25 des Mädchens im Fenster folgt mit 
dem Auge des Knaben am Ufer 
dem Dampfer zur Lücke, wo sich 
die Felsen beinah berühren 
und wo die Kellner ein helles 
30 Sonnendach übers Verdeck 
spannen für die Dame, die von der 
Sommergesellschaft einzig 
noch da ist, für den Fall, dass 
sie zur Teezeit herauskommt.


Blatt 11 (A-5-c_11_057.jpg)

H Requiem

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern

auf dem Sofa und schiebt die Gardinen

vom Fenster zurück und sieht

das Schiff auf dem See, das immer

das immer gwächst ird bis es 
05 das immer grösser wird und jetzt ↔ anlegt , ↑an der Lände,

wo einer auf den Steg tritt winkt der Frau, die heraus

auf den Steg tritt, winkt

und siehart
und sie  an der Hand fasst:

„Nein“ ruft sie sagent lautlos sie mit lippen-

los zusammen geknpriffenem¿

los zusammengepresstem

„Nein“ schreit sie tonlos, lippenlosen

10 zusammengepressten Mundess und rei und reisstisse den

und reisst den

Knaben auf denal Schiff
Knaben   aufs den Dampfer zurück
mit sich↑↓
Knaben   zurück aufs Schiff  zurück

wenn er ihr nicht
doch der entrinntönne ihr ans Land. 

So flüchtet sie allein in die

Kabine und schaut

15 nicht hin auf den Spitz, der vor ihr

das Männchen macht und sich,

enttäuscht, weil man die Brücke //

Blatt 12 (A-5-c_11_058.jpg)

H Requiem 2 

zurückzieht, bevor sie

ihm etwas hinwirft, fallen

20 lässt und der Dorfprozession in die Kirche

nachläuft und der Orgel ins „Tantum ergo“ hineinbellt.

ins „Tantum ergo“ hineinbellt. 

Lieber fährt sie allein

tiefer ins Gebirg; und des Mädchens das Auge

Auge folg dem der des Mädchens im Fenster begleitet
25 Auge folgt dem der des Mädchens im Fenster folgt dem folgt mit

im Fenster Auge folgt mit dem
im Fenster Auge folgt   Auge des Knaben am Ufer

dem Dampfer zur Lücke, wo sich

die Felsen beinah berühren

und wo die Kellner ein helles

30 Sonnendach übers Verdeck

spannen für die Dame, die von der

Sommergesellschaft einzig

noch da ist, für den Fall, dass dass

dass sie zur Teezeit herauskommt.

26.6.55

 

  • Besonderes:

    Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, Kapiteltitel IV, III)

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_007
  • Seite / Blatt: 11, 12

Inhalt: 135 Manuskripte und 21 Typoskripte zu 24 Gedichten (keine Endfassung)
Datierung: 14.11.1954 – 21.11.1955
Textträger: 200 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Dissertation und Gedichttyposkripten
Umfang: 25 Dossiers, 213 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (12 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-c/11 (Schachtel 36)
Herkunft: Nr. 1-15: braune Mappe EG 55 I; Nr. 16-25: rote Mappe EG 55 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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