D Die Wirtschaftsseite II
Der Vogelbaum oder der Heilige Mauritius und seine Gefährten
„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
unter des Vogelbaums Wimperschatten,
unter dem Puder der Blüten,
die mit dem schmutzigen Bach das Trottoir
05 entlang in den Rinnstein fliessen: wo sie
nochmals, nochmals rötet das Blut.
Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet,
wenn der Sturmwind von der Schneekuppe
durch die wirren Stimmen des zur Unzeit erregten
10 Glockenspiels herabstürzt und in den
schmutzigen Regenbach, der das Trottoir
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die
von Wochen des Lächelns bräunlich
ermüdeten Blüten zusammen; aber vom Blut
15 sind sie jetzt nochmals gerötet, gerötet.
„Auch der Stahl steht im Markt“
und blendet allein noch im Regen und blutet
aus den Märtyrerleibern, die man
herabwarf vom Felsen und die er
20 magnetisch anzog und auffing. //
D Der Vogelbaum 2
Der Stahl steht mitten im leeren
Markt, und der Regen wäscht ihm
das Blut der Märtyrer ab und
rötet nochmals die von Wochen des Lächelns bräunlich
25 bräunlich ermüdetetn Vogelbaumblüten
nochmals, nochmals im Rinnstein.
Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe
hat sie von den Wimpern der Zweige
des Vogels gewischt und die Flügel,
30 die abseits jetzt im Laub stehn,
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert.
Aber der Schnabel, begraben,
bleibt aufgesperrt, von der Krume
gesättigt, gesättigt.
35 Und die vom entrollenden
Spielball lange gequälten
Augen betrügt nun der Erdschlaf.
10.3.55