Entstanden: 28. Oktober 1955

„Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet, 
kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden“, 
geweckt durch den Lampenladen in der Ladenstrasse der Vorstadt: 
schon von weitem bleckt er mir auf meinen Weg durch die Gärten;
05 die grellste Goldfüllung in der Reihe der vielen, 
die unten ins Gebiss aus altmodischen Villen eingesetzt sind, 
vermag der alten Gaslampe summendes Bienenkorblicht zu wecken. 

Das hindert mich nicht, die Verkäuferin anzubrummen, 
weil sie mir keine hohen roten Schirme für meine Wandlampen 
verkaufen kann, 
10 sondern nur niedrige aus gelbem Pergament mit grünen Zierstreifen 
und Goldrand, 
wie sie schliesslich auch Hinz und Kunz haben. 

Ihre Entschuldigung erstickt unter der Donnerlawine der Hochbahn, 
die mich, wäre es nicht schon sechs Uhr ins Zentrum trüge, 
wo man alle Arten von Schirmen findet, 
15 sogar solche, aus denen das innere Licht durch über die ganze 
Fläche verteilte Sternlöcher leuchtet. // 08

Doch wenn ich im Bahnhofbuffet resigniert mit dem Löffel die 
Milchhaut zerreisse, 
döst darunter der Bahnsteig, wo aus den Zügen, den Pissoirs und 
von den Treppen 
Tamino Hunde anlockt und Katzen und blinde Greise mit weissen 
Stäben 
und mit dem Klanglicht der Flöte allen ihr inwendiges Licht weckt.

Infos
  • Besonderes: alR Strophennumerierung I- IV
    Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 36)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_021
  • Seite / Blatt: 07, 08