Entstanden: 26. Oktober 1955

„Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet, 
kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden“, 
geweckt werden durch den lichten Lampenladen in der Ladenstrasse 
der Vorstadt; 
er ruft mich von weitem auf meinem Weg zwischen den Gärten, 
05 die grösste Goldfüllung in der Reihe der vielen Goldfüllungen, 
eingesetzt unten ins Gebiss aus altmodischen Villen. 
Des inwendigen Lichts alte Gaslampe, grell summender Bienenkorb 
kann geweckt werden. 

Das hindert mich nicht, der Verkäuferin mürrisch Missfallen zu zeigen, 
weil sie mir keine hohen roten Schirme für meine Wandlampen 
verkaufen kann, 
sondern nur niedrige aus gelbem Pergament mit grünen Zierstreifen 
und Goldrand, wie sie jedermann hat. 

10 Ihre Entschuldigung erstickt im Gewitter der Hochbahn, 
die mich, wenn ich Zeit hätte, in die Mönckebergstrasse trüge, wo 
man alle Arten von Schirmen findet
sogar soche, aus denen das innere Licht durch über die ganze Fläche 
verteilte Sternlöcher leuchtet. // 06

Doch wenn ich im Bahnhofbuffet triste mit dem Löffel die Milchhaut 
zerreisse, 
liegt darunter der Bahnsteig wo aus den Zügen, den Pissoirs und vor 
den Treppen Tamino 
15 blinde Hunde und blinde Katzen und blinde Greise mit weissen
Stäben, anlockt: 
und allen weckt das Klanglicht der Flöte das inwendige Licht auf.

Infos
  • Besonderes: Zuerst als Fassung "C" bezeichnet; alR Strophennumerierung I - IV
    Verso: Typosckripte (Sebastian Franck, S.37)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_021
  • Seite / Blatt: 05, 06