Zu lang setzte sich die Wespe auf dem Rand der Kaffeetasse der
Versuchung aus,
als dass sie nicht schliesslich hätte darin umkommen müssen:
hinabstürzen und wollüstig verzweifelt mit Beinen und Flügeln die
süsse Nachtagonie umrühren.
Die andere Wespe schaut vom Mund der Coca-Colaflasche hinab,
die ich eben bestellte,
05 weil ich den Kaffee, worin die sterbende schwimmt, nicht einmal
ansehen kann, ohne dass Zweifel mich quälen: soll ich sie retten?
Die andere schaut hinab und wägt im Schicksal der Schwester
Lockung und Warnung:
Wie das Flugzeug, das hinten gelb aufhockt dem Motorschiff,
das unbewegt und blasiert allein im gläsernen Sturm lustfährt,
noch nicht weiss, ob es in die Sonnenmilch stürzen soll:
10 sie tropft in die Meerenge herab und füllt sie mit Schaum,
sodass das Wasser die Klippen heraufflieht und dann schnell mit
zerschundenen Knien zurücksinkt, Odysseus,
während die einsame Dame ausharrt und dem Schiff, obwohl es
sie nicht zu brauchen vorgibt, den Weg durch die Riffe zeigt. // 06
Doch Platon schaut wie immer durch den Kampf im Kaffee und
durch den andern am Mund der Flasche
– denn ich sitze direkt am Sklavenmarkt, wo man ihn immer noch
feilhält –
15 schaut durch das überhebliche Schiff des attischen Reeders,
das seine gelbe Wespe über die Sturmmilch davonträgt,
die reine Idee an und denkt mitten im Feilschen, wenn ihn ein
Bauer auf seine Muskeln befühlt
– das Leibhaus ist ihm egal – und ihn dann, misstrauisch wegen
des Herrenblicks, dem enttäuschten Händler zurücklässt,
an die Tafelgespräche in Syrakus und an die Nachtspaziergänge
mit Dion.
20 Und wenn Amnikeris kommt und ihn einlöst, steigt er willenlos in
den neuen Rollsroyce
und sagt nur „wunderbar“, weil ihn der andere mit allen Mienen
darum bittet. –
Auch die Wespe im Kaffee bewegt sich nicht mehr,
ihre Schwester entschied sich fürs lange Leben und flog weg.
Ich rufe den Kellner zum Zahlen.