Entstanden: 29. Juli 1955

Als in der Galeria Colonna ein Handleser ihm sagte, er käme durch
einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich damals, vor Jahren, nicht viel daraus.
Erst heute zieht es sein Auge, 
das er an die Gräser und Schnecken des Hangs immer angestrengt 
heftete 
05 unwiderstehlich in die Schlucht, wo die Schlange sich, zuweilen 
aufschimmernd, ringelt. 

Erst jetzt, wo seine Mutter zum Tod ächzt, 
fing er zuerst an zu glauben, die Krankheit besässe auch ihn schon; 
fiebrig, mit schwarz umränderten Augen, schloss er schon
resigniert ab mit dem Leben. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zum Richter, der, um der Form 
zu genügen ein längst bekanntes Urteil bestätigt, 
10 erklärte ihn für gänzlich gesund. 

Und seither muss er immer in der Nacht, wenn der Herzvogel, 
wild flatternd, seiner Mutter den Atem verschlägt, 
an den Handleser von der Galeria Colonna denken, 
der vor Jahren ihm sagte, er käme durch einen Autounfall ums 
Leben.

Infos
  • Besonderes: Verso: Typoskript (Unbesonnen), durchgestrichen
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_015
  • Seite / Blatt: 05