Entstanden: 19. Februar 1955

Als ein Handleser von der Galeria Colonna ihm sagte,
er käme durch einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich nicht viel daraus, damals, vor Jahren. 

Erst heute zieht die Schlange sein Auge, 
05 das er immer an die Gräser und Schnecken des Hangs 
angestrengt heftet, in die Schlucht unwiderstehlich:
Erst jetzt, wo seine Mutter ächzend liegt auf den Tod, 
fing er zuerst an zu glauben, die Krankheit besiege auch ihn 
schon, 
fiebrig, mit ins Dunkel sinkenden Augen, 
10 schloss er schon resigniert ab mit dem Leben. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zum Richter, der 
ein längst bekanntes Urteil bestätigt, der Form zu genügen, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 

Und seither in der Nacht, wenn der Herzvogel 
15 seiner Mutter, wild flatternd, den Atem verschlägt, 
muss er immer an den Handleser denken von der Galleria 
Colonna, 
der ihm sagte, vor Jahren, er käme durch einen Autounfall 
ums Leben: 
es wäre dies vielleicht nicht das Schlimmste.

Infos
  • Besonderes: Verso: Typoskript↑ (Sebastian Franck, S. 21)
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_015
  • Seite / Blatt: 04