Entstanden: 18. Mai 1955

Sie sitzt neben den Schwestern im roten
Fauteuil und schiebt den Tüll
vom Fenster zurück und 
sieht sich selbst auf dem See zwischen den Ufern 
05 kreuzen, die sie niemals betritt. 

Auch nicht, als einer ihr winkt 
und sie neugierig auf den Steg tritt 
und er sie an der Hand fasst: „Nein“ 
schreit sie und reisst die Kinder 
10 auf den Dampfer zurück. 

Die setzen sich aufs Hinterdeck, 
während der weisse 
Spitz, der vor ihr, wie immer, 
das Männchen machte, 
15 sich ermüdet<,> da man die Brücke zurückzog, 
fallen lässt und dann der 
Dorfprozession nachläuft 
in die Kirche, und der Orgel 
in das „Tantum Ergo“ hineinbellt. 

20 In der Kabine vorn ruht sie sich aus 
und hört das Klopfen nicht und schläft // 08
auch weil sie den Schlamm und 
das Geröll am Ufer nicht mag 
seit sie den Bruder beim Hineingehn ins seichte 
25 Wasser überraschte, als er den Sand 
aufrührte und sie ansah und dann, 
wie ertappt, schnell wieder wegsah. 

Lieber fährt sie jetzt allein 
tiefer ins Gebirge, und die Kinder 
30 sehn beim Zurückschaun in die Lücke, 
wo sich die Felsenhänge beinah berühren, 
wie die Kellner ein helles Sonnendach 
übers Verdeck spannen für die Dame, 
die von der Sommergesellschaft einzig noch da ist, 
35 für den Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Infos
  • Besonderes: Verso: Typoskripte (Die Jahreszeiten (Der tote Vogel), durchgestrichen / ↑Sebastian Franck, S. 140)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_007
  • Seite / Blatt: 07, 08