Entstanden: 06. Mai 1955

Sie sitzt mit den Schwestern in der
mit Plüsch ausgeschlagenen Grotte und schiebt
den Tüll vom Fenster zurück und schaut 
auf den See hinein und sieht 
05 sich selbst auf dem Dampfer zwischen 
den Ufern kreuzen: den 
von ihr niemals betretnen. 

Auch nicht, als einer ihr winkt 
und sie neugierig auf den Steg tritt 
10 und er sie an der Hand fasst: „Nein“
schreit sie und reisst 
die Kinder zurück aufs Schiff. 
Die setzen sich aufs Hinterverdeck, 
während der weisse 
15 Spitz, der vor ihr, wie immer<,>
das Männchen machte, 
sich ermüdet auf die Vorderbeine, 
da man die Brücke wegzog, fallen 
lässt und dann der dörflichen 
20 Prozession nachläuft // 05v
in die Kirche, wo eben 
die Orgel das „Tantum ergo“ anstimmt. 

Vorn in der Kabine 
ruht sie sich aus und hört 
25 das Klopfen nicht und schläft, auch 
weil sie vor dem Schlamm und vor den 
Steinen am Ufer sich fürchtet: 
seit sie den Bruder 
beim Hineingehn ins seichte 
30 Wasser überraschte, als er den Sand 
aufrührte und sie 
ansah und dann wegsah, wie ertappt. 

Allein fährt sie jetzt 
tiefer ins Gebirge, und die 
35 Kinder sehn beim Zurückschaun 
in die Lücke, wo sich die beiden 
Felsenhänge beinah berühren, 
dass die Kellner ein helles 
Sonnendach übers Verdeck // 06
40 spannen für die Dame, die 
von der Sommergesellschaft allein noch da ist, 
für den Fall, dass sie 
zur Teezeit herauskommt.

Infos
  • Details: V. 42/43: Aufteilung auf zwei Verszeilen unsicher
  • Besonderes: Blatt 05 beidseitig beschrieben; Bl. 05/06 verso zuerst Typoskript-Motto: Und wer in den Schlaf sich stürzen will …(Lorca, Die Kinder – Schlummerlied), durchgestrichen
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_007
  • Seite / Blatt: 05r/v, 06