Entstanden: 25. Februar 1955

„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
unter des Vogelbaums Wimperschatten, 
unter dem Puder der Blüten, 
die mit dem schmutzigen Bach das Trottoir 
05 entlang in den Rinnstein fliessen: wo sie nochmals, 
nochmals rötet das Blut. 

Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet 
unterm Sturmwind, der von der Schneekuppe
durch die 
wirren Stimmen des zur Unzeit erregten 
10 Glockenspiels herabstürzt und in den schmutzigen 
Regenbach, der das Trottoir 
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die 
von Wochen des Lächelns ermüdet gebräunten 
Blüten zusammen: aber vom Blut 
15 wird sie jetzt nochmals gerötet, gerötet. 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blendet allein noch im Regen und blutet 
aus den Märtyrerleibern, die man 
herabwarf vom Felsen und die er 
20 magnetisch anzog und auffing. // 07

Der Stahl steht mitten im leeren 
Markt, und der Regen wäscht ihm 
das Blut der Märtyrer ab und rötet
nochmals die von Wochen des Lächelns 
25 ermüdet gebräunten Vogelbaumblüten, 
nochmals im Rinnstein. 

Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe 
hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt und die Flügel, 
30 die abseits jetzt im Laub stehn 
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert. 

Aber der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

Infos
  • Details: V. 08 Variante: unterm Sturmwind, der → wenn der Sturmwind
    V 15 wird sie] wohl zu korrigieren in: sind sie (vgl. Fassung D)
  • Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 18)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/11_005
  • Seite / Blatt: 06, 07