Du sassest unter den Schwestern im vom
Tüll gedämpften Plüschdunkel
und schautest hinein auf den Blutstrom
der mit den vielen schwarzsegligen Schiffen
05 und den wenigen weisssegligen trieb
an den Ufern entlang, deren du keins
zu betreten vermochtest.
Wenn dir winkte ein düsterer
Mann und du neugierig hinaus tratst
10 auf den Steg und er dich nahm an der Hand
da schriest du, immer ein Kind, „Nein“
und rissest zurück dich aufs Schiff
und rissest mit dir die Kinder,
die fahren mit Abstand dir nach
15 und hören nur noch verhallen die
Orgeln, die Hymnen, die man bei deiner
Vorbeifahrt gespielt und gesungen
an geöffneten Toren.
Fahren dir nach,
20 und du liegst im Dunkel, wo man
schon an deine Kammer
pocht, nahe dem Ufer des tiefen
Sees, vor dessen
Schlamm und blumenlosem // 01v
25 Ufer du dich als kleines Mädchen gefürchtet
und dich verstecktest hinter
den Tüll und den grossen
Flitterbaum an Weihnachten.
Gefürchtet wieder, als du
30 den Bruder, wie er hineinging ins seichte
trübe Wasser, überraschtest, und er dich
ansah, ertappt auf verbotenem Weg.
Dein schwarzsegliges Schiff,
das uns geleitet, fuhr nun
35 ein in das Haff, uns treibt
der Strom vorbei, und ist’s so, ists richtig,
dass man da hinter der Nehrung
dir nun aufzieht ein neues
Segel, ein weisses?