Entstanden: 20. Dezember 1954

Das Motorboot dringt
in den engen Kanal, der in springenden
Wellen die Mauern des Hauses 
flüchtet hinauf, wo noch immer, 
05 wenn draussen nur noch Ölflecke 
dirnenhaft die badenden Knaben beschmutzen, 
auf den Treppen Sirenen- 
töne nachheulend kauern. 

Wo noch schüttelt der Engel, 
10 durch die Zimmer angstfiebrig irrend, 
das kahle Gezweig der 
verwachsnen, vergilbten 
Palmtagbüsche, die seit Jahrzehnten 
trostlos wuchern und, toter Urwald, 
15 die Gänge undurchdringlich verwirren. 

Schüttelt, obwohl ihm die Zweige 
die feine Wäsche zerreissen, 
bis er sieht, dass eine Spinne 
ihm auf den von Spitzen zärtlich gefassten 
20 rosigen Schenkel herabfiel: 
Nun bläst sein Blick und schliesst 
um ihn die Glasglocke des Grauens, 
und er rührt, damit ers nicht zerbreche, 
nicht Finger, nicht Flügel. // 04

25 Den Knaben, die, schmutzig zurück 
vom Bad im Kanal, verwundert 
rufen: Warum steht unter Glas 
dieser Engel? lacht die Mutter: 
Warum wohl? So wird er nicht staubig.

Infos
  • Besonderes: Vgl. Das Glashaus (GEDICHTE)
    Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 107, 106)
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/08_036
  • Seite / Blatt: 03, 04