Den glänzenden Falter
trägt innen die unscheinbare Raupe,
die Nonne, wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet
und auf dem Platz es zu dämmern begonnen,
05 endlich an den Polizisten vorbei, die in Gruppen zu vier die
Drängenden ordnen,
eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen
verborgne Lampen erleuchten,
wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel
stockigen Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten,
10 nun endlich sie fängt im über
den Kopf emporgehaltnen kleinen
Spiegel, – darin [sie] nie oder nur mit
schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte –
auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron
15 (man hatte alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte),
der französisch anspricht die Menge:
jubelt sie „wie schön er doch ist“ und
trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse,
blind für den hoch über den Reihen jetzt lichter Laternen
20 im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen
Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, // 12
der wirbt für Süsswaren „Motta“:
trägt ihn, bis dass sie selbst, eines sicheren Tags,
ein glänzender Falter.
Raupe und Schmetterling (F)
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1954
- Details: V. 12: sie] vgl. die temporäre Tilgung in Fassung (G)
- Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 69, 68)
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/08_035
- Seite / Blatt: 11, 12

F Raupe und Schmetterling
Den glänzenden Falter
trägt ganz innen die unscheinbare Raupe,
die Nonne, wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet
und auf dem Platz
und endlich, als es zu dämmern beginntonnen, end
05 endlich an den Polizisten vorbei, die in Gruppen zu vier die
Drängenden ordnen,
ein gedrungen
eindr ingt
eindrang ins die Kirche, das Herz, dessen Riesengewölb hinter
Simsen
verborgne Lampen erleuchten,
wenn , in der reglosen Hitze nur vom dunkel
stockigen Blutstrom der Mitdr Frommen aufrecht gehalten,
10 nun endlich sie fängt im über
den Kopf emporgehaltnen kleinen
Spiegel, – darin sie nie oder nur mit
schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte –
auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron
15 (man hatte alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte),
der französisch anspricht die Menge,:
jubelt sie „wie schön er doch ist“ und
trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse,
blind für dieen hoch über den Reihen jetzt lichter Laternen
20 im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen
Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, //

F Raupe und Schmetterling 2
der wirbt für Süsswaren „Motta“:
trägt ihn, bis dass sie selbst, eines sicheren Tags,
ein glänzender Falter.
[ trägt für immer, die unscheinbare
Raupe, ganz innen ihn schauend, bis dass sie
selber, eines sicheren Tags,
selber ein glänzender Falter,. ]
11.10.54
Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften