Entstanden: 11. Oktober 1954

Den glänzenden Falter 
trägt innen die unscheinbare Raupe,
die Nonne, wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet 
und auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
05 endlich an den Polizisten vorbei, die in Gruppen zu vier die 
Drängenden ordnen, 
eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
verborgne Lampen erleuchten, 
wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
stockigen Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
10 nun endlich sie fängt im über 
den Kopf emporgehaltnen kleinen 
Spiegel, – darin [sie] nie oder nur mit 
schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
15 (man hatte alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
der französisch anspricht die Menge: 
jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse, 
blind für den hoch über den Reihen jetzt lichter Laternen 
20 im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen 
Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, // 12
der wirbt für Süsswaren „Motta“: 
trägt ihn, bis dass sie selbst, eines sicheren Tags, 
ein glänzender Falter.

Infos
  • Details: V. 12: sie] vgl. die temporäre Tilgung in Fassung (G)
  • Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 69, 68)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/08_035
  • Seite / Blatt: 11, 12