Entstanden: 15. September 1954

Als die Nonnen,
nachdem sie lang in der luftigen Halle gewartet
und endlich, da auf dem Platz es zu dunkeln begann, 
vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die
Drängenden ordnen, 
05 dunkel stockiges Blut einströmten ins Herz, die riesige 
Kirche, deren Gewölbe hinter den Simsen verborgene 
Lampen erleuchten, 
als die Nonnen nun endlich 
fingen auf in über die Köpfe emporgehaltnen 
10 kleinen Spiegeln – darin sich selbst nie sie 
oder nur mit schlechtem Gewissen erblicken – 
den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, (für den man 
alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte) 
der französisch ansprach die Menge, 
15 riefen sie jubelnd: ‚wie schön er doch ist‘, und 
trugen, Raupen den Falter, 
ihn dann hinaus auf die Strasse, 
wo in zwei Reihen jetzt strahlten die Lichter 
und darüber in wechselnden Farben der Ring um die 
20 Silhouette des Mailänder Doms, 
der wirbt für Süsswaren „Motta“: // 02
tragen ihn noch, die kleinen, unscheinbaren 
Raupen, ganz innen ihn immer 
und innig anschauend: bis dass sie 
25 eines sicheren Tages, selber, selber 
sind glänzende Falter.

Infos
  • Details: V. 26 Emendation: Faltern → Falter
  • Besonderes: Verso: Typoskripte (Sebastian Franck, S. 86↑, 85)
  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/08_035
  • Seite / Blatt: 01, 02