Als die Nonnen,
nachdem sie lang in der luftigen Halle gewartet
und endlich, da auf dem Platz es zu dunkeln begann,
vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die
Drängenden ordnen,
05 dunkel stockiges Blut einströmten ins Herz, die riesige
Kirche, deren Gewölbe hinter den Simsen verborgene
Lampen erleuchten,
als die Nonnen nun endlich
fingen auf in über die Köpfe emporgehaltnen
10 kleinen Spiegeln – darin sich selbst nie sie
oder nur mit schlechtem Gewissen erblicken –
den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, (für den man
alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte)
der französisch ansprach die Menge,
15 riefen sie jubelnd: ‚wie schön er doch ist‘, und
trugen, Raupen den Falter,
ihn dann hinaus auf die Strasse,
wo in zwei Reihen jetzt strahlten die Lichter
und darüber in wechselnden Farben der Ring um die
20 Silhouette des Mailänder Doms,
der wirbt für Süsswaren „Motta“: // 02
tragen ihn noch, die kleinen, unscheinbaren
Raupen, ganz innen ihn immer
und innig anschauend: bis dass sie
25 eines sicheren Tages, selber, selber
sind glänzende Falter.
Raupe und Schmetterling (A)
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1954
- Details: V. 26 Emendation: Faltern → Falter
- Besonderes: Verso: Typoskripte (Sebastian Franck, S. 86↑, 85)
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/08_035
- Seite / Blatt: 01, 02

A Raupe und Schmetterling
[ Wenn die Nonnen, nachdem sie
lang am Tor in der Halle gewartet in der Vorhalle gewartet ]
Als
Wenn die Nonnen,
nachdem sie lang in der luftigen Halle gewartet
und schlies endlich, da auf dem Platz es zu dunkeln beginntann,
vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die Drängenden
ordnen,
05 dunkel stockiges Blut einströmenten ins Herz, die riesige Kirche,
Kirche, deren Gewölbe hinter den Simsen verborgene
Lampen erleuchten,
als
wenn die Nonnen nun endlich
fingen auf in über die Köpfe emporgehaltnen
10 kleinen Spiegeln – darin sich selbst sie nie sie erblicken
oder nur mit schlechtem Gewissen erblicktenen –
den weissen Greis↓weit
den weissen Greis vorn auf dem Thron,
\ (für den man / alle Fenster geschlossen,
damit er sich nicht erkälte)
der ↔ ansprach ↑französisch↑ die Menge,
15 riefen sie jubelnd: ‚wie schön er doch ist‘, und
weideten, Raupen, sich lang am Anblick des Falters,
trugen, Raupen den Falter
trugen ihn dann hinaus, die kleinen, die dunklen,
den¿ ihn dann hinaus auf die Strasse,
wo in zwei Reihen jetzt strahlten die Lampen Lichter
und lin wechselnden Farben der↓
und darüber der grosse goldene Ring um die rote¿
20 Silhouette des Mailänder Doms,
der wirbt für Süsswaren „Motta“: //

A Raupe und Schmetterling 2
und tragen ihn↓noch
und tragen ihn , die kleinen, unscheinbaren
Raupen hinaus, ganz innen ihn immer
und innig anschauend: bis dass sie
25 selber, eines sicheren Tages, selber, selber
werden zu Fasind
wüerden zu Faltern glänzendene Faltern.
15.9.54
Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften