Synopse

(7)
Dienstag, 24 April 1951    (    )

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …*

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
wandelnd ist der Stern herabgeklungen, 
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen: 
ob er auf den Bergen ging und Wälder dort verrückte, // 066 
05 ob er Tiere ihrer Not entrückte, 
ob er zerrissen stürzt in Stromes Fluten, 
ein singend Haupt, von überall gerufen, 
geweckt und schlagend auf die Augen aus dem Tod: 
unsterblich ist, wer der Stummheit aufgerissnen
Munds sein Lied entbot: 
10 Gesang, der stille, dringt herab die Schluchten 
und dringt zum Meere stärker als der Ruf der Mänaden, 
erreicht die fernsten Menschenbuchten 
und dort so tief wie Korn und Öl gepflanzt, 
schwindet er nicht und nährt, des toten Hauptes Lied.

In: Notizbuch 1950-51
Donnerstag, 26 April 1951    (    )

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …* (A)

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
wandelnd ist der Stern herabgedrungen, 
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen: 
Ob er auf den Bergen ging und Wälder dort entzückte, 
05 ob er die Tiere ihrer Not entrückte, 
ob er zerrissen stürzt in Stromes Fluten, 
ein singend Haupt, von überall gerufen, 
und schlagend auf die Augen aus dem Tod: 
unsterblich ist, wer der Stummheit aufgebrochnen 
Munds sein Lied entgegen sang, 
10 Gesang, der flutet durch die Schluchten, 
und dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen, 
erreicht die fernsten Menschenbuchten, 
und dort so tief gepflanzt wie andres Geschenk, wie 
Korn und Öl, 
schwindet nicht und nährt und trägt von neuem immer 
Frucht des toten Hauptes Lied.

In: Manuskripte 1951
Donnerstag, 26 April 1951    (    )

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …* (B)

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen, 
ob er auf den Bergen Wälder entzückte, 
ob er die Tiere dumpfer Not entrückte, 
05 ob er zerrissen treibt in Stromes Fluten, 
ein singend Haupt, das nimmer schweigend, 
unsterblich ist, da es der Todesstummheit kühn 
entgegensang, 
Gesang, der flutet durch die Schluchten 
und dringt zum Meere, stärker als  Mänaden rufen, 
10 erreicht die fernen Menschenbuchten, 
und dort, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, die 
anderen Geschenke, 
er schwindet nicht und trägt von neuem immer 
Frucht und nährt, des toten Haupts Gesang.

In: Manuskripte 1951
Sonntag, 29 April 1951    (    )

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …* (C)

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen: 
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte, 
wenn er Tiere dumpfer Not entrückte. 
05 Jetzt, zerrissen treibt sein Haupt in Fluten, 
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt 
Lied, das flutet durch die Schluchten, 
dringt zum Meere stärker als Mänaden rufen, 
greift die fernen Menschenbuchten, 
10 und, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, 
schwindet nicht und trägt von neuem 
Frucht und nährt: Gesang zerrissnen, flutgetriebnen Haupts.

In: Manuskripte 1951
Montag, 30 April 1951    (    )

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …* (D)

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da, 
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen: 
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte, 
wenn er Tiere dumpfem Drang entrückte. 
05 Abgerissen treibt sein Haupt in Fluten, 
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt, 
Lied, das flutet durch die Schluchten, 
dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen, 
bis in ferne Menschenbuchten, 
10 wo, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, es 
schwindet nicht, und trägt von neuem 
Frucht [,] und Nahrung noch den Enkeln: 
Sangzerrissnen, flutgetriebnen Haupts.

In: Manuskripte 1951

Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend
Lied, das flutet durch die Schluchten,
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen
bis in ferne Menschenbuchten, wo so 
10 tief gepflanzt wie Korn und Öl es trägt von
neuem Frucht und Nahrung noch den Enkeln:
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.

In: Manuskripte 1951

Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wald und Berg entzückte, 
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte. 
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen, 
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten 
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend, 
Lied, das flutet durch die Schluchten, 
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen 
bis in ferne Menschenbuchten, 
10 wo, gepflanzt wie Korn und Öl, es trägt 
neue Frucht und Nahrung noch den Enkeln: 
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.

In: Manuskripte 1951
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