Montag, 26 März 1951

Nach langer Fahrt überschaut die Greisin …* (D)

Nach langer Fahrt überschaut die Greisin
vom Eingang der Grotte,
wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt, ruhigen 
Sinnes die glänzende Weite 
da schnell rollen die Gestirne hin auf den 
Wipfeln, auf den Wechselwogen des Winds, 
überschaut die fern aus der Ebene ragenden Klippen, 
leuchtend wie Segel der Schiffe tröstlicher Zukunft. 
05 Tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch 
die Lücke der Wolken 
auf grün geläutertem Grund in der Schar der spielenden 
Sterne, flüchtigen Dienerinnen, 
die prangende Heroin, Jägerin, weisse Sichel in
farbigen Schleiern. // 04
Noch einmal bebt das innere Zelt, verschlossenes 
Heiligtum des Herzens der Frau im 
Eingang der Grotte. 
Nochmals, doch leis, wie die Saite sich regt, wenn 
der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt. 
10 Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst so 
viele Tränen geweint, 
hinaus zum Strom, zu den Klippen wie Segel, 
zu der Sichel empor in farbigen Schleiern, zu den 
tanzenden Sternen. 
Blickt scheidend auf all die Weite, die sie lange 
durchfahren, 
ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er aus der 
Hand picke die Krumen, 
15 dass er sie nachher begleite, sitzend auf der Schulter, 
an die Wange das Köpfchen gelehnt, 
hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.


Blatt 03 (A-5-c_01_055.jpg)

 D 1

Nach langer Fahrt überschaut die Greisin

vom Eingang der Grotte,

wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt, ↔

↑ruhigen Sinnes die glänzende Weite↑

da schnell d rollen die Gestirne hin auf den 

Wipfeln, auf den Wechselwogen des Winds, 

überschaut die fern aus der Ebene ragenden Klippen, 

leuchtend wie Segel der Schiffe tröstlicher

Zukunft. 

05 Tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch 

die Lücke der Wolken 

auf grün geläutertem Grund in der Schar der spie- 

lenden Sterne, flüchtigen

Dienerinnen, 

die prangende Heroin, Jägerin, weisse Sichel in far-

bigen Schleiern. Noch

einmal //

Blatt 04 (A-5-c_01_056.jpg)

 Nach langer Fahrt .... D 2

Noch einmal
nochmals  bebt das innere Zelt, verschlossenes 

Heiligtum des Herzens der Frau im 

Eingang der Grotte. 

Nochmals, doch leis, wie die Saite sich regt, wenn 

der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt. 

10 Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst so 

viele Tränen geweint, 

hinaus zum Strom, zu den Klippen wie Segel, 

zu der Sichel empor in farbigen Schleiern, zu den tan-

zenden Sternen. 

Blickt scheidend auf all die Weite, die sie lange 

durchfahren, 

ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er aus der 

Hand picke die Krumen, 

15 dass er sie nachher begleite, sitzend auf der Schulter, 

an die Wange das Köpfchen gelehnt, 

hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.

26.3.51

 

  • Details:

    V. 07 Heroin] ev. Herrin

  • Besonderes:

    Verso: Typoskripte↑ (Von den Gipfeln ist die fremde Taube …), durchgestrichen

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/01_015
  • Seite / Blatt: 03, 04

Inhalt: 81 Manuskripte zu 32 Gedichten (28 Endfassungen)
Datierung: 5.1.1951 – 8.12.1951
Textträger: 93 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 106 beschriebene Seiten
Publikation: keine
Signatur: A-5-c/01 (Schachtel 34)
Herkunft: Blaue Mappe -1951

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften; Dossiers mit fehlender Zuordnung der Textzeugen z.T. umgestellt

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