Manuskripte 1948-51

Inhalt: 430 Manuskripte zu 151 Gedichten (50 Endfassungen)
Datierung: Mai 1948 – 4. 3.1951
Textträger: 280 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 174 Dossiers, 436 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (14 Gedichte), Verstreutes (6 Gedichte)
Signatur: A-5-b/02 (Schachteln 30/31) / pdf-Liste
Herkunft: Nr. 1-113: gräulich-grünliche Mappe EG 1 (1948/49/50); Nr. 114-174: grüne Mappe EG 2 (1951)

Kommentar: Willkürlich geordnete Konvolute, Zusammengehörendes oft in verschiedenen Dossiers
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen; diplomatische Umschriften  nur bei Texten, die in Gesicht im Mittag publiziert wurden.

1948 * (nicht datiert)       )

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel …* (6)

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel: der geleerten
Flasche blaugrünes Glas scheint wider im Strom.
Ungeduldig die Kähne wie Läufer vorm Zeichen zum Start.
Meine Kehle lechzt nach Ferne. Gefühl furchtbarer Leere:
Am Wüstenrand zu wohnen, die spärlichen Stauden, die
wenigen Beeren, vom Glutwind bedroht. 
05 Aber der Garten braucht geduldige Wartung, 
bis ihn blendend erhellt der Schweif des Kometen:
für einen Augenblick glänzt smaragdgrün der Fluss,
golden die Krone des Baumes.
Wie schnell nicht verleidet die tägliche Speise!
Bald schon reizt nicht mehr das Mahl.
Doch hier erscheint plötzlich die Freude<:> aus dem faden 
Wein erwacht von neuem der Gott:
10 Zutiefst in der perlmutternen Muschel steht er und lockt.
Angetan mit dem Fell des erschlagenen Raubtiers lacht er,
weil die List ihm gelungen.
Sein Töten ist süss, Pforte des Rausches. Jenseits liegt // 06v
neue Verheerung aus Wissen.
Das ist für den noch Sterblichen furchtbar. Die andern
jedoch achten nicht mehr auf Schmerz.
15 ( Vom Pincio schauen sie nieder auf Rom, die sicher
bemessene Stadt.
Rings zwar droht lehmige Weite, titanisch droht in der
Ferne das Meer. 
Hier aber sind die geistigen Kuppeln gewölbt und die Säulen
über das Vage erhoben. 
Vom Kapitol leuchtet porphyrn Minerva. Zu ihren
Füssen der Quell kristallklaren Wassers. )

1948 * (nicht datiert)       )

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel …* (7)

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel: der geleerten
Flasche blaugrünes Glas scheint wider im Strom.
Ungeduldig die Kähne wie Läufer vorm Zeichen zum Start.
Nach Ferne lechzt meine Kehle. (Gefühl furchtbarer Leere:)
Am Wüstenrand zu wohnen; die spärlichen Stauden, die
wenigen Beeren, vom Glutwind bedroht.

05 Aber der Garten braucht geduldige Wartung, 
bis ihn blendend erhellt der Schweif des Kometen:
für einen Augenblick glänzt smaragdgrün der Fluss,
für einen Augenblick golden die Krone des Baumes.
Wie schnell nicht verleidet die tägliche Speise! Bald schon
reizt nicht mehr das Mahl.

10 Doch hier erscheint plötzlich die Freude:
Aus dem faden Wein erwacht von neuem der Gott.
Zutiefst in der perlmutternen Muschel steht er und lockt.
Angetan mit dem Fell des erschlagenen Raubtiers lacht er,
weil die List ihm gelungen.
Sein Töten ist süss, Pforte des Rausches. Jenseits liegt neue
Verheerung aus Wissen.

1948 * (nicht datiert)       )

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel …* (8)

Stillung des Sturms, gereinigter Himmel:
der geleerten Flasche blaugrünes Glas scheint wider im Strom.
Ungeduldig die Kähne wie Läufer vorm Zeichen zum Start.
Meine Kehle lechzt nach Ferne. (Gefühl furchtbarer Leere:)
05 Am Wüstenrand zu wohnen, die spärlichen Stauden, die 
wenigen Beeren vom Glutwind bedroht.
Der Garten braucht geduldige Wartung,
bis ihn blendend erhellt der Schweif des Kometen:
für einen Augenblick glänzt smaragdgrün der Fluss,
für einen Augenblick golden die Krone des Baumes.

10 Wie schnell nicht verleidet die tägliche Speise! Bald schon
reizt nicht mehr das Mahl.
Doch hier erscheint plötzlich die Freude:
aus dem faden Wein erwacht von neuem der Gott.
Zutiefst in der permutternen Muschel steht er und lockt.
Angetan mit dem Fell des erschlagenen Raubtierts lacht er,
weil die List ihm gelungen.
15 Sein Töten ist süss, Pforte des Rausches.
Jenseits liegt neue Verheerung aus Wissen.

1949 * (nicht datiert)       )

O du tiefes …* (1*)

O du tiefes,
du wirres Gedächtnis,
wie von weitem
klingt Deine Stimme herauf.
05 In der Höhle harren wir
und es ist dunkel.
Bis die Muschel zerbricht.
Dann sind hell wir auf einmal,
Perlen, Perlen,
10 lang verborgener Glanz.
Offenbar wird er,
wir bergen die Augen
vor brennendem Flimmer.

1949 * (nicht datiert)       )

So lang, so lang schon …* (2)

So lang, so lang schon 
sind wir gegangen:
unendliches Dunkel.
Bald kommt die Wendung, // 01v
05 bald die Öffnung der Höhle
in jenen Tag,
den unerhörten,
das wirkliche Licht.
Doch lass uns gehen,
10 steh’ nicht, schau nicht
die steinigen Pfade zurück.
Das Ziel ist nahe,
wo das Wort sich endet
und beginnet das Tun.

1948 * (nicht datiert)       )

Drüben sind …* (A*)

Drüben sind
die genaueren Hügel.
Schärfe des Lichts.
Blendendes Sonnenkristall.
05 Du spendest anderes Leben.
Jenseits des Todes.
Sanfter waren einstmals
die Blumen;
bunte Vögel aus Düften.
10 Klar sind jetzt sie gebildet,
Kinder kühler Gedanken.

Mittwoch, 25 August 1948       )

Drüben sind die veränderten …* (B*)

Drüben sind die veränderten,
die genaueren Hügel:
Schärfe des Lichts,
blendender Sonnenkristall.
05 Du spendest anderes Leben,
jenseits des Todes.
Sanfter waren einstmal die Blumen:
bunte Vögel aus Düften.
Klar sind jetzt sie gebildet, // 01v
10 Kinder kühler Gedanken.

1948 * (nicht datiert)       )

Birst du, glühender Berg …* (A*)

Birst du, glühender Berg,
steigst du, wendende Rebe,
über Purpur und Rausch
glänzt die Weisheit empor.

05 Jene Penaten hat sie,
die flüchtigen, auch schon begleitet.
Ewigen Zepters Gewalt
wandelt und bleibet zugleich.

Birst du, glühender Berg, was steigst du, wendende Rebe?
über Purpur und Rausch glänzet die Weisheit empor.
Jene Penaten hat sie, die flüchtigen, auch schon begleitet:
ewigen Zepters Gewalt wandelt und bleibet zugleich.

05 Von den Bergen herab sind tosend die Bäche gekommen,
in der Weite des Tals breiten sie freundlich sich aus.
Auch der zornige Mann vergisst sein wütendes Schelten,
wenn ihn aus heiterem Mund freundlich die Antwort empfängt.

1949 * (nicht datiert)       )

Muschel, schimmerndes Gehäuse …*

Muschel, schimmerndes Gehäuse, brechend, streut sie ihrer Perlen Glanz ins weite Dunkel aus. Und selten ist’s, dass einer sie noch findet: an den tiefsten und finstersten Orten trifft man am ehsten sie.

1948 * (nicht datiert)       )

Licht, reine Vergängnis …* (1)

Licht, reine Vergängnis
Hügel, süsser Hügel
des Daseins,
und du liebe Feste
05 am Hang voller Reben.
Licht des Mondes.
Bleiche Feier der Einheit.
Dass aufhört die Trennung
in diesem Licht
10 für einen Augenblick aufhört.
Gnade der Nacht.
Jugend ist ewig.
Ist sie s?
Selbst die göttlichste Fügung,
15 die Einheit liebeglühender Leiber,
ist ein gewolltes
Nachbild: Übung der wachsenden Herrschaft.
Kühles Werk der Zeugung,
gewollte Berauschung.
20 Alles gehört uns,
auch unser Leib, // 01v
seine liebegierigen Glieder:
Die Einheit ist nicht mehr geschenkt,
wie den Alten sie noch geschenkt war,
25 sie ist errichtet, geplant,
ein geordnetes Haus der Liebe.
Die Tiere tragen Steine herzu.
Doch nicht ihnen gehört die Herrschaft.
Lächelnd geht der, der herrscht,
30 über den Bauplatz und spornt.
Was wissen die, die da tragen und drehen
und schlagen vom Genusse des Bauens.
Dass ein Haus da sein wird?
So ist es mit der Liebenden Einheit.

1948 * (nicht datiert)       )

Licht, reine Vergängnis …* (2)

Licht, reine Vergängnis.
Hügel, süsser Hügel
des Daseins,
und der Liebe Feste
05 am Hang voller Reben.
Licht des Mondes.
Bleiche Feier der Einheit.
Dass aufhört die Trennung
in diesem Licht.
10 Gnade der Nacht.
Jugend ist ewig.
Ist sie’s?
Auch diese göttlichste Fügung,
die Einheit liebeglühender Leiber
15 ist ein gewolltes Nachbild:
Übung der wachsenden Herrschaft.
Gewollte Berauschung.
Kühles Werk der Zeugung. 
Alles gehört uns,
20 auch unser Leib, 
seine liebegierigen Glieder. 
Die Einheit ist nicht mehr geschenkt,
sie ist errichtet, geplant.
Ein geordnetes Haus. // 02v
25 Die Tiere tragen Steine herzu.
Doch lächelnd geht der, der herrscht,
über den Bauplatz und spornt.
Was wissen die, die da tragen und und schlagen
und stossen vom Genusse des Bauens?
30 Dass ein Haus da sein wird.
Gemeinschaft mit Göttern?

1948 * (nicht datiert)       )

Erfüllt im Nachtmahl nicht mehr sich der Traum …*

Erfüllt im Nachtmahl nicht mehr sich der Traum,
so weist dies gegen den Morgen:
in jenem lichten Sternensonnenraum 
ruht Herrliches verborgen.
05 Die Becher klingen wider Becher an. 
O werft sie weg. Des Trostweins ist genug. 
Empfangt den wahren Wein aus diesem neuen Krug.

Dienstag, 21 Dezember 1948       )

Bleierner Himmel, Wüste, Wüste …* (A*)

Bleierner Himmel, Wüste, Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung. Erinnrung vergangener Gärten. Gärten heiliger Blumen. Haine seligen Schweigens, voll göttlicher Gegenwart. (Voll der Gegenwart Gottes).

02 Wie ist Öde jetzt alles: Fontänen des Geistes, schimmernde Becken der Weisheit. Wie glücklich waren alle, die wandelten dort.

03 Sieh, aber ich will, dass alles zerbrach. Denn das Vollkommene liegt jenseits immer. Die Gärten sind immer Begrenzung.

04 Jenseits der Wüste, dort ragt der Berg Gottes, dort in den Gesteinen die Stimme, die Gesetze enthüllt. Und Wege weist den Jahrtausenden. Nimmer wachsen dort im Kühlen, in den klaren Nächten die Blumen. Aber die Kristalle flimmern und die Sterne überhell. Wer dort auf den Stufen harret, dem wird, dem Lauschenden, aufgetan, das eine Geheimnis. Aber dass er die Gärten verlasse.

05 Trauer ist in der flimmernden Wüste, voll der Erinnrung die Träume unter den spärlichen Bäumen. Dennoch, die Tage sind reich an schmerzlicher Hoffnung:

06 Dass unser wird das Klare, dass wir des Klaren werden gänzlich zu eigen, selber reine Kristalle, des Geistigsten geistiges Abbild. Gipfel in lauterster Luft.

Dienstag, 21 Dezember 1948       )

Bleierner Himmel …* (B*)

Bleierner Himmel.
Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung
vergangener Gärten
der Haine des Schweigens
05 voll der Gegenwart Gottes.
Geistige Brunnen
schimmernde Becken der Weisheit.
Wie glücklich waren alle
die wandelten dort.
10 Aber ich will, dass alles zerbrach.
Das Vollkommene liegt jenseits immer
Die Gärten sind immer Begrenzung.
Jenseits, freilich, der Wüste
ragt der Berg Gottes
15 dort aus Gesteinen die Stimme
die Gesetze enthüllt
und Wege weist
Jahrtausenden.
Ob auch nimmer im Kühlen
20 in den klaren Nächten
wachen die Blumen 
so flimmern doch Kristalle
und überhell Sterne.
Wer dort auf den Stufen harret
25 dem Lauschenden wird
aufgetan das eine Geheimnis.
Aber dass er die Gärten verlasse.
Trauer ist in der Wüste
die Träume unter den spärlichen Bäumen
30 noch voll der Gärten.
Doch die Tage sind reich
an schmerzlicher Hoffnung:
unser wird sein das Klare 
wir werden dem Klaren gänzlich zu eigen.
35 Selber reine Kristalle
Gipfel in lauterster Luft
des Geistes geistiges Abbild.

Mittwoch, 22 Dezember 1948       )

Bleierner Himmel …* (C*)

Bleierner Himmel, 
Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung
an Haine
voll erster Gegenwart Gottes.
05 Wie glücklich waren
die wandelten dort.
Aber ich will,
dass sie zerbrach:
Jenseits liegt stets das Vollkommne.
10 Jenseits der Wüste
ragt der Berg Gottes
dort aus Gesteinen die Stimme
die Gesetze enthüllt
und Wege weist
15 den Jahrtausenden:
Ob auch in der Kühle der Nacht
wächst nicht mehr die Blume
so flimmert doch der Kristall.
Wer dort harrt auf den Stufen
20 dem wird aufgetan das eine Geheimnis.
Dass er aber zuvor die Haine verlasse.
Die Träume unter
spärlichen Bäumen der Wüste
sind noch dumpf vom Verluste.
25 An Hoffnung aber reich ist der Tag:
Dem Klaren sind wir dort
gänzlich verschmolzen.
Gipfel in lauterster Luft
selber reine Kristalle
30 Geistes geistiges Abbild.

Mittwoch, 22 Dezember 1948       )

Bleierner Himmel …* (D*)

Bleierner Himmel.
Wüste, wo uns nur noch geleitet
Erinnerung an den Hain
voll erster Gegenwart Gottes.
05 Aber ich will,
dass sie zerbrach:
jenseits liegt stets das Vollkommne.
Jenseits der Wüste
ragt der Berg
10 aus Gesteinen die Stimme
die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch in der Kühle der Nacht
wächst nicht mehr die Blume
15 so schimmert doch der Kristall
dem der harrt in den Schluchten.

Dass er aber zuvor
verlasse den Hain:
Noch dumpf vom Verlust 
20 ist der Schlaf
unter spärlichen Sträuchern der Wüste.
An Hoffnung schon reicher der Tag:

Dem Klaren sind dort wir
gänzlich verschmolzen.
25 Gipfel in lauterster Luft
selber reine Kristalle
Geistes geistiges Abbild.

Donnerstag, 30 Dezember 1948       )

Bleierner Himmel …* (E*)

Bleierner Himmel.
Wüste da uns Erinnerung
nur noch geleitet
der Hain
05 voll erster Gegenwart Gottes. 
Doch jenseits liegt das Vollkommne
jenseits der Wüste
ragt der Berg
aus Gesteinen die Stimme
10 die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch nicht schattig
mehr steht die Platane
so schimmert doch der Kristall
15 dem der geht in den Schluchten.
Zuvor aber lässt er den Hain.

Noch dumpf von Verlust
ist der Schlaf
unter spärlichen Sträuchern der Wüste.
20 An Hoffnung schon reicher der Tag:

Dem Klaren wird dort er
gänzlich verschmolzen 
ins helle Gestein
mählich verzehrt
25 kristallen reine Figur
Geistes geistiges Abbild.

Dienstag, 04 Januar 1949       )

Bleierner Himmel …* (k)

Bleierner Himmel.
Wüste da uns geleitet
nur noch Erinnrung
des Hains voll erster
05 Gegenwart Gottes. 
Doch jenseits
ragt der Berg
jenseits der Wüste
die Stimme
10 die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch schattig dort
nicht mehr steht die Platane:
kristallen schimmeren die Schluchten. 
15 Dem Klaren wird dort der
Wanderer gänzlich verschmolzen
ins helle Gestein
mählich verzehrt
zu reiner Figur
20 Geistes geistigem Abbild.

Dienstag, 04 Januar 1949       )

In der Kugel verschlossen …* (D*)

In der Kugel verschlossen
farbige Drehung:
Kamele mit Decken,
glühenden Auges
05 der Neger singend im Sattel
in der Kugel verschlossen.

Wenn sie zerschellte:
o fröhlich begleitete Heimkehr:
die bewunderten Tiere
10 gehn auf der Strasse mit uns.
Auf dem Kamel singt der Neger
singt auf unserer Strasse.
Und lachend die Kinder
(im Glück ihrer unverletzlichen Unschuld.)
Aus dem Verschlossnen gefallen.
15 An den letzten Brunnen
geht es vorbei
in die trockene Steppe.
Im geizig geworfenen Schatten
der Tamarisken
20 verenden die Tiere
erlischt das Singen des Negers.

Es bleiben die Kinder allein
sie erkennen dereinst
– wie letztes Wasser am Strand
25 zur Stunde der Ebbe –
erste spärliche Gräser
Kräuter bald und den Fuss
des quellenreichen Gebirges.

Samstag, 08 Januar 1949       )

In der Kugel verschlossen …* (k)

In der Kugel verschlossen
farbige Drehung:
Kamele mit Decken
glühenden Auges
05 der Neger singend im Sattel.
Und lachende Kinder
in der Kugel verschlossen.

Wenn sie zerschellte
o fröhlich begleitete Heimkehr:
10 die bewunderten Tiere
gehn auf der Strasse mit uns.
Auf dem Kamel
der Neger singt auf unserer Strasse.
Und lachende Kinder
15 aus dem Verschlossnen gefallen.

An letzten Brunnen vorbei
in die trockene Steppe.
Im geizig geworfenen Schatten
der Tamarisken
20 verenden die Tiere
erlischt das Singen des Negers.

Die Kinder allein
erkennen dereinst
– wie letztes Wasser am Strand
25 zur Stunde der Ebbe –
erste spärliche Gräser
Kräuter bald und den Fuss
des quellenreichen Gebirges.

Engel des Lichts, hüpfend über das schwingende Tau, über den finsteren Wogen. Sturm, machtlos wider das Spiel. Stärkeres Spiel! Und viele Engel noch auf den Brunnen der Plätze: der eine mit Harfe, der andre mit Flöte. Der dritte singend: Jubilate. 

02 Doch die Stadt voller Angst. Voller Angst vor dem Sturm: die Wellen schlagen vom Hafen herein. Die Brunnen strömen über vom schönen Wasser. Steigende, steigende Wasser. Überfluten die Gärten, überfluten die Gassen. Die Wagen, den Markt mit den Trauben, den Apfelsinen, den runden, den süssen Melonen. Überflutet, ertrunken.

03 Aber die Säulen der Brunnen sind noch. Die Engel ragen heraus: Engel mit Harfe, Engel mit Flöte. Engel singend: Jubilate. Sie singen, sie spielen über den Wellen. O glänzend, o sicher!

04 Und herein kommt vom Meer ihrer der grösste, der grosse Engel kommt herein, fröhlich hüpfend über sein schwingendes Tau. Schwingt sein Tau über der begrabenen Stadt. Und seine Engelbrüder spielen, seine Engelbrüder auf den sicheren Säulen spielen und singen dazu: Jubilate!

Freitag, 07 Januar 1949       )

Engel des Lichts …* (B*)

Engel des Lichts
hüpfend über das schwingende Tau
auf den finsteren Wogen.
Sturm, machtlos wider das Spiel.
05 Stärkeres Spiel.
Viele Engel noch
auf den Brunnen der Stadt:
der eine mit Harfe,
der andre mit Flöte.
10 Der dritte singend:
Jubilate. 

Aber die Stadt voller Angst.
Voller Angst vor dem Sturm:
die Wellen schlagen
15 vom Hafen herein.
Die Brunnen strömen über,
steigende, steigende Wasser.
Überfluten die Gärten,
überfluten die Gassen,
20 die Wagen,
den Markt mit den Trauben
den Apfelsinen,
den runden, den süssen Melonen:
Überflutet, ertrunken.

25 Doch die Säulen der Brunnen sind noch.
Die Engel ragen heraus:
Engel mit Harfe,
Engel mit Flöte
Engel singend:
30 Jubilate.
Sie singen, sie spielen
über den Wellen.
O glänzend, o sicher! ||

Und herein kommt vom Meer
35 ihrer der grösste.
Der grosse Engel
kommt hüpfend herein,
schwingt sein Tau
über der ertrunkenen Stadt
40 Und seine Engelbrüder
spielen, seine Brüder
auf den sicheren Säulen
spielen und singen dazu:
Jubilate!

Samstag, 08 Januar 1949       )

Engel des Lichts …* (C*)

Engel des Lichts
hüpfend über das schwingende Seil
auf den Wogen.
Sturm, machtlos wider das Spiel,
05 stärkeres Spiel.
Viel Engel noch
auf den Brunnen der Stadt:
der eine mit Harfe,
der andre mit Flöte, 
10 der dritte singt:
Jubilate 

Aber die Stadt voller Angst.
vor dem Sturm.
Die Wellen schlagen
15 vom Hafen herein.
Überströmen die Brunnen.
Steigende, steigende Wasser
überfluten die Gassen
überfluten die Wagen
20 den Markt mit den Trauben
den Apfelsinen
den runden, den süssen Melonen.

Doch auf Säulen der Brunnen
ragen die Engel heraus:
25 Engel mit Harfe
Engel mit Flöte
Engel, der singt:
Jubilate.
Über den Wellen
30 o glänzend, o sicher.

Herein kommt vom Meer
ihrer der grösste. ||
Der grosse Engel
kommt hüpfend herein
35 schwingt das Seil
über ertrunkener Stadt.
Und seine Brüder
seine Engelbrüder auf sicheren Säulen
spielen und singen dazu:
40 Jubilate.

Samstag, 08 Januar 1949       )

Engel des Lichts …* (k)

Engel des Lichts
auf den Wogen
hüpfend über das schwingende Seil
Sturm ist machtlos
05 wider stärkeres Spiel.

Viel Engel noch
auf den Brunnen der Stadt:
der eine mit Harfe
der andre mit Flöte
10 der dritte singt:
Jubilate

Aber die Stadt
voller Angst vor dem Sturm.
Wogen schlagen
15 vom Hafen herein.
Steigende, steigende Wasser
überströmen die Brunnen
überfluten die Gassen
überfluten die Wagen
20 den Markt mit den Trauben
den Apfelsinen
den runden, den süssen Melonen.

Doch auf Säulen der Brunnen
ragen die Engel heraus:
25 Engel mit Harfe ||
Engel mit Flöte
Engel, der singt:
Jubilate.
Über den Wellen
30 o glänzend, o sicher.

Herein kommt vom Meer
ihrer der grösste:
Engel des Lichts
kommt hüpfend herein
35 schwingt sein Seil
über ertrunkener Stadt.
Und die Brüder
Engelbrüder auf sicheren Säulen
spielen und singen dazu:
40 Jubilate.

Montag, 24 Januar 1949       )

Innerstes das strahlend überfliesst …* (A*)

Innerstes das strahlend überfliesst, 
ich wäre Mönch dir nicht, ich wäre dir nicht Lampe 
die Öl verzehrt und brennt die ganze Nacht:
den Wandrer grüsst ins Dickicht
05 der Schein, der sanfte, aus den Apsisfenstern. 
Es ist die Taube, weiss, die innen leuchtend schwebt. 
Des Hauses Wunder lange schon berufen, 
wann wird geheimes Licht zum allgemeinen Leuchten?
Es zieht Magnet die feinsten Späne an
10 die in den Klüften tief verborgenen
die wohl beschlossnen in der Diebestasche.
Die Liebe wohnt auch hier wie in den Nächten
wo Mannes Glied sich einigt mit dem Schoss des Weibes. 
Es ist dasselbe hier, das zieht und zieht 
15 und das die Trennung in der Wirrnis hasst.

1949 * (nicht datiert)       )

O Innerstes das strahlend überfliesst …* (B*)

O Innerstes das strahlend überfliesst,
wär ich dir nicht Lampe, die Öl verzehrend brennt die ganze Nacht:
nicht grüsste mehr den Wanderer ins Dickicht der Schein
der sanfte aus den Apsisfenstern.
05 Es ist die Taube, weiss, die innen leuchtend schwebt
des Hauses Wunder lange schon berufen
wann wird geheimes Licht zum allgemeinen Leuchten?

Dienstag, 25 Januar 1949       )

O Innerstes das strahlend überfliesst …* (C*)

O Innerstes das strahlend überfliesst,
wär ich nicht Licht von dir und kleine Lampe
die Öl verzehrend brennt die ganze Nacht
nicht grüsste mehr den Irrenden ins Dickicht
05 die sanfte Tröstung aus dem Apsisfenster
(die Taube, weiss, die innen leuchtend schwebt
des Hauses Wunder, lange schon berufen.)
Es zieht Magnet die feinsten Späne an
die in den Klüften tief verborgenen
10 die wohl beschlossnen in der Räubertasche.
Die gleiche Kraft bezwingt auch diese Nacht
die Mannes Glied dem Schoss des Weibes einigt. 
Es ist dieselbe stets die zieht und zieht 
und wilde Spaltungen im Finstern hasst.

Freitag, 04 Februar 1949       )

O Innerstes das strahlend überfliesst …* (D*)

O Innerstes das strahlend überfliesst
wär ich nicht Licht von dir und kleine Lampe
die Öl verzehrend brennt die ganze Nacht
nicht grüsste mehr den Irrenden ins Dickicht
05 die sanfte Tröstung aus dem Apsisfenster:
Die gleiche Kraft bezwingt auch diese Nacht
die als Magnet die feinsten Späne zwingt
und Mannes Glied dem Schoss des Weibes einigt. 
Es ist die eine stets die zieht und zieht 
10 und wilde Spaltungen im Finstern hasst.

Montag, 07 Februar 1949       )

Beschattet bist du, Höhe, zuweilen von Wolken …* (A*)

Beschattet bist du, Höhe<,> zuweilen von Wolken
zuweilen vom Lichte beglänzt, in bleibendem Wechsel.
Da fährt vorüber der Traum, erwartet Verwandtes
Ja, Morgen und Abend sind nah sich zwischen den Lichtern
05 sie gehn vom Hellen ins Dunkle, vom Dunkeln ins Helle
Gepränge kündend und schweben, kündend Erlöschen.

Dienstag, 08 Februar 1949       )

Beschattet bist du, Höhe, zuweilen von Wolken …* (B*)

Beschattet bist du, Höhe, zuweilen von Wolken
zuweilen vom Lichte beglänzt in bleibendem Wechsel.
Da fährt vorüber der Traum erwartet Verwandtes.
Und Morgen und Abend sind nah sich zwischen den Lichtern
05 Sie gehn vom Hellen ins Dunkel, vom Dunkel ins Helle
Gepränge kündend und schweben, kündend Erlöschen

1949 * (nicht datiert)       )

Gebliebne sind, da sind auch schon Verworfne …* (A*)

Gebliebne sind, da sind auch schon Verworfne.
Des Täglichen die Falle ist gestellt:
Die Segnung rauscht aus den entrückten Wipfeln.
Nur wenige haben Mut erhobenen Hauptes 
05 durch Sturm, erspürend Gott mit wachen Nüstern,
wie durch den klaren Tag zu gehen, rastlos: 
Kein Regen löscht die ungeheilte Flamme 
wie Öl mehrt Wasser ihre wehe Glut 
und über den Schlund wirft Stege die Begierde. 
10 Wer war nie ratlos, der die Wildnis kennt? 
Doch wird er, schütteren Haars, noch unbetretene
Vertrautem abgewichene Pfade suchen:
Verworfen aber in der Falle hängt
Gebliebner, der dem Täglichen nicht entrann.

Donnerstag, 10 Februar 1949       )

Gebliebne sind, da sind auch schon Verworfne …* (B*)

Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne.
Des Täglichen die Falle ist gestellt:
Die Segnung rauscht aus den entrückten Wipfeln.
Nur wenige haben Mut erhobenen Hauptes 
05 wie durch den klaren Tag zu gehen rastlos
durch Sturm, erspürend Gott mit wachen Nüstern:
Kein Regen löscht die ungeheilte Flamme 
wie Öl mehrt Wasser ihre wehe Glut 
und über den Schlund wirft Stege die Begierde. 
10 Wer war nie ratlos, der die Wildnis kennt? 
Doch wird er, schütteren Haars noch, unbetretene
Vertrautem abgewichene Pfade suchen:
Verworfen aber in der Falle hängt
Gebliebener, der dem Täglichen nicht entrann.

Sonntag, 27 März 1949       )

Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne …* (C*)

Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne.
Des Täglichen die Falle ist gestellt:
Die Segnung rauscht aus den entrückten Wipfeln.
Nur wenige haben Mut erhobnen Hauptes
05 wie durch den klaren Tag zu gehen rastlos
durch Sturm erspürend Gott mit offenen Nüstern:
Kein Regen löscht die ungeheilte Flamme
wie Öl mehrt Wasser ihre wehe Glut
und über den Schlund wirft Stege die Begierde.
10 Wer war nie ratlos, der die Wildnis kennt?
Doch wird er schütteren Haars noch unbetretne
Vertrautem abgewichne Pfade suchen:
Verworfen aber in der Falle hängt
Gebliebner der dem Täglichen nicht entrann.

Freitag, 01 April 1949       )

Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne …* (D*)

Gebliebene sind, da sind auch schon Verworfne.
Des Täglichen die Falle ist gestellt:
Nur wenige haben Mut erhobnen Hauptes
wie durch den klaren Tag zu gehen rastlos
05 durch Sturm erspürend Gott mit offenen Nüstern:
kein Regen löscht die ungeheilte Flamme
wie Öl mehrt Wasser ihre wehe Glut
und über den Schlund wirft Stege die Begierde.
Verworfen aber in der Falle hängt
10 Gebliebner der dem Täglichen nicht entrann.

Montag, 14 Februar 1949       )

Der Morgen ist ein geistiges Erspüren …*

Der Morgen ist ein geistiges Erspüren, 
die klare Weisung dieser reinen Sicht
will jeden Pfeil in seine Mitte führen.

Der Tag, im Anstieg schärfer stets gestaltet,
05 von tiefen Schatten trennt er streng das Licht
und Friede zwillingsstarker Kräfte waltet.

Das trübe Dunkel gegen Abend bricht
die starke Wand die Reich von Reich geschieden:
wer Richtung sucht, er findet hier sie nicht.

Mittwoch, 16 Februar 1949       )

Der Lehrer der Gestirne dir beschrieben …* (A*)

Der Lehrer der Gestirne dir beschrieben
den Aufgang und das Sinken höchster Bilder
ist er nicht tiefste Lehre schuldig dir geblieben?

Woher empfangen denn vom inneren Licht
05 den Glanz die Sterne? Leer bemalte Schilder
sind andere Sonnen, Sonnen sind sie nicht.

O Drehung unaufhaltsam, heilig wilder
Figurentanz: des inneren Strahls Gesetz
ist streng wie jener glaubt doch als du fürchtest milder.

Freitag, 01 April 1949       )

Der Lehrer der Gestirne dir beschrieb …* (B*)

Der Lehrer der Gestirne dir beschrieb
den Aufgang und das Sinken höchster Bilder 
er ist’s der dir die tiefste Lehre schuldig blieb:

Woher empfangen denn vom inneren Licht
05 den Glanz die Sterne? Leer bemalte Schilder
sind andere Sonnen. Sonnen sind sie nicht.

O Drehung unerbittlich, heilig wilder
Figurentanz: des inneren Strahls Gesetz
ist streng wie jener glaubt, doch als du fürchtest milder.

Donnerstag, 17 Februar 1949       )

Flügelschlag der in die Wälder schattet …* (A*)

Flügelschlag der in die Wälder schattet (leuchtet). Schlaf zerbricht und mächtig ist die Weite voller Schnee, die spurenlose im klaren Licht. Jene Bäume bebend, bebend im Flügelschlag des reinen Windes: unerbittlich ist das Antlitz des der kommt und alles ganz will ungesondert, der das Zerstreute, das Schlafzerstreute sammelt in den lichten Morgen, in das lichte Werk des frühen Morgens. Flügelschlag, hellschattend Leuchten wirft er in das Dickicht wo die Tiere ruhen, die Wasser dunkel murmeln. Klar klar auf einmal ist es. Schon auf den Simsen stehn Bauleute und bauen die Gerüste, zu wölben die neue Kuppel über alle Wälder – von weitem schon sichtbar aus dem Röhricht, vom Ufer des Flusses, darauf Eis treibt in blauen Schollen – vor die ungeheure, vor die leere Bläue, in das lichte Werk alles rein zu sammeln was zuvor zerstreut: Geistes Schild vors Auge, vors tödlich blickende des grossen Stiers.

Donnerstag, 17 Februar 1949       )

Flügelschlag …* (B*)

Flügelschlag
der in die Wälder leuchtet
Schlaf zerbricht
und mächtig ist die Weite voller Schnee
05 spurenlos im klaren Licht
Bäume bebend bebend
im Flügelschlag des reinen Windes:
unerbittlich ist das Antlitz
des der da kommt
10 und alles ganz will ungesondert
der das Schlafzerstreute sammelt
in den lichten Morgen
in das lichte Werk
des frühen Morgens.
15 Flügelschlag
hellschattend Leuchten
wirft er in das Dickicht
wo die Tiere ruhen
die Wasser murmeln:
20 klar klar auf einmal ist es,
der Bauherr steht
schon auf den Simsen ||
und richtet die Gerüste
zu wölben die neue Kuppel
25 über alle Wälder 
– von weitem sichtbar
aus dem Röhricht
am Ufer des Flusses,
darauf die weissen Schollen treiben –
30 alles rein zu sammeln
was zuvor zerstreut
in das lichte Werk:
vor die leere Bläue
Geistes Schild,
35 vors Auge, vors tödlich blickende
des grossen Stiers.

Freitag, 18 Februar 1949       )

Flügelschlag …* (C*)

Flügelschlag
der in die Wälder leuchtet
Schlaf zerbricht
und Weite voller Schnee
05 spurenlos im klaren Licht 
Bäume bebend bebend
im Flügelschlag des reinen Windes:
unerbittlich ist das Antlitz
des der da kommt
10 und alles ganz will ungesondert
der das Schlafzerstreute sammelt
in das lichte Werk
des frühen Morgens.

Flügelschlag
15 hellschattend Leuchten
wirft er in das Dickicht
wo die Tiere ruhen:
klar klar auf einmal ist es.
Der Bauherr steht
20 auf dem Gesims 
und richtet die Gerüste:
zu wölben die neue Kuppel
– von weitem sichtbar
über allen Wäldern
25 aus dem Röhricht am Ufer des Flusses
darauf die weissen Schollen treiben –
alles rein zu wölben
was zuvor zerstreut
in die lichte Kuppel:
30 vor die leere Bläue
vors Auge das tödlich blickende
des grossen Stiers
Geistes Schild.

Mittwoch, 23 Februar 1949       )

Flügelschlag …* (D*)

Flügelschlag
der in die Wälder leuchtet 
Schlaf zerbricht:
Weite voller Schnee
05 spurenloser Glanz
Bäume bebend
im Flügelschlag des reinen Windes:
unerbittlich ist das Antlitz
des der da kommt
10 und alles ganz will ungesondert
der das Schlafzerstreute sammelt
in das lichte Werk
des frühen Morgens:

Flügelschlag 
15 hellschattend Leuchten
ins Dickicht
wo die Tiere ruhen:
klar auf einmal ist es.

Der Bauherr steht
20 auf dem Gesims 
und richtet die Gerüste:
zu wölben die neue Kuppel
– von weitem sichtbar schon
aus dem Röhricht am Fluss
25 darauf die weissen Schollen treiben –
alles rein zu wölben
was zuvor zerstreut
in die lichte Kuppel:
vor die leere Bläue
30 vors Auge des grossen Stiers
das tödlich blickende
Geistes Schild.

Samstag, 26 März 1949       )

Flügelschlag …* (E*)

Flügelschlag
der in die Wälder leuchtend
Schlaf zerbricht in
Weite voller Schnee
05 spurenlosen Glanz
Bäume bebend
im Flügelschlag des reinen Windes:
unerbittlich ist das Antlitz
des der da kommt
10 und alles ganz will, ungesondert
der das Schlafzerstreute sammelt
in das lichte Werk des frühen Morgens:

Der Bauherr steht
auf dem Gesims der Vierung
15 alles rein zu wölben
was zuvor zerstreut
vor die leere Bläue
vors Aug des grossen Stiers
das tödlich blickende
20 die lichte Kuppel
Geistes Schild.

1949 * (nicht datiert)       )

Hoher Rastort …* (A*)

Hoher Rastort
beglänzte Stille
und tief die Ebene mit immergrünen Sträuchern
im Dunst die Küste
05 woher die Winde brausen
zu meinen Füssen sich zerschlagend.
Nicht widerstehe ich
des Sturmes Lockung 
und wandere hinaus zum Hafen
10 in die volkwimmelnde Stadt: 
das wilde Meer 
schlägt in die Gassen. 
Berstend von Fliehenden die Kähne.
Mein Boot, aus dem Versteck geholt 
15 ist voller Kinder: 
Hoffnung schaun ihre Augen 
nach hohem Rastort 
nach dem beglänzten Eiland

Freitag, 25 Februar 1949       )

Hoher Rastort …* (B*)

Hoher Rastort
in beglänzter Stille
die Ebene tief mit immergrünen Sträuchern.
Im Dunst die Küste
05 woher Winde brausend
zu meinen Füssen sich zerschlagen.
Nicht widerstehe ich der Lockung
und wandere hinab zum Hafen
der von Völkern wimmelt:
10 Das wilde Meer 
schlägt in die Gassen. 
Berstend von Flüchtigen die Kähne.
Mein Boot, aus dem Versteck geholt,
ist voller Kinder: 
15 Hoffnung schaun ihre Augen 
nach dem hohen Rastort,
nach dem beglänzten Eiland
über schnell gewachsner Flut.

1949 * (nicht datiert)       )

Der Prophet (C*)

In hohen Rastorts Stille
brausen Winde her vom Dunst der Küste
zerschlagen sich zu Füssen des
der nicht widerstehend lang
05 steigt hinab zum Hafen
der von Völkern wimmelt:
in überschwemmten Gassen
birst von Flüchtigen sein Kahn.
Der Kinder Augen schauen voller Hoffnung
10 nach hohen Rastorts Stille
über schnell gewachsner Flut.

Freitag, 25 März 1949       )

Der Prophet (D*)

In hohen Rastorts Stille
brausen Winde her vom Dunst der Küste
zerschlagen sich zu Füssen des
der nicht widerstehend lange
05 steigt hinab zum Hafen
der von Völkern wimmelt:
aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder die voll Hoffnung schauen
10 nach hohen Rastorts Stille
über schnell gewachsner Flut.

Samstag, 02 April 1949       )

In Stille hohen Rastorts …* (E*)

In Stille hohen Rastorts
brausen Winde her vom Küstendunst
zerschlagen sich am Fuss
des nicht lange Widerstehenden:
05 Hinab steigt er zum Hafen
der von Völkern wimmelt: 
aus überschwemmten Gassen
führt sein schwerer Kahn
Kinder voller Hoffnung
10 nach der Stille hohen Rastorts
über schnell gewachsner Flut.

Montag, 28 Februar 1949       )

Kalter Stern …* (A*)

Kalter Stern
leblose Spur
entwichener Welten
Trauer erloschen sogar
05 im schrecklichen Lichte des Mittags.
Traumlose Wachheit:
Scheinwerfer ohne Erbarmen
gezielt auf entblutete Wunde:
auf überoffenen Kelch
10 der zerrissenen Blume
die staublosen Fäden.
Berstender Sarg
ausgeleert in den Raum ohne Grenze
noch trägt im Munde der Sohn
15 was Jubel den Vätern
als erstickenden Ruf.
Und niemand der hört.

Samstag, 02 April 1949       )

Kalter Stern …* (B*)

Kalter Stern
leblose Spur
entwichener Welten
Trauer erloschen sogar
05 im schrecklichen Lichte des Mittags.
Traumlose Wachheit:
Scheinwerfer ohne Erbarmen
gezielt auf entblutete Wunde 
auf überoffenen Kelch
10 der zerrissenen Blume
die staublosen Fäden
auf berstendem Sarg
der ausgeleert in den Raum ohne Grenze:
noch trägt im Munde der Sohn
15 was Jubel den Vätern
als erstickenden Ruf.
Und niemand der hört.

Dienstag, 01 März 1949       )

Geduckt zwischen Blättern der Blume …* (A*)

Geduckt zwischen Blättern der Blume
unter duftenden Lippen der Blüte:
immer schwerer ist es zu atmen
die süsse Betäubung.
05 Wenn uns nur nicht trifft
der Strahl des Morgens der aufgeht. 
Allesamt sind die Lichter
gezielt auf dies lebende Haus.
Seine lebendigen Wände zerfallen
10 wie im Herbst vor dieses anderen Frühlings
scharfem Gestirn
der Blumen hasst und unsere Gärten vernichtet.

Anderes ist ihm gemäss:
Labyrinthe aus Spiegeln und laublose Bäume.
15 Blumen aus dem Berge gehauen.
Genauer gewollte und
geschaffene ohne Not
im wachen Spiel.
Wen noch finden wir dort von den unsern?
20 Geduckt aber zwischen den Blättern der Blume
immer schwerer zu atmen
die süsse Betäubung.

Donnerstag, 03 März 1949       )

Geduckt zwischen Blättern …* (B*)

Geduckt zwischen Blättern
unter den Lippen der Blüte
immer schwerer zu atmen
die süsse Betäubung.
05 Bald trifft uns der Strahl
der fremde des wachsenden Morgens.
Allesamt sind die Lichter
gezielt auf dies Haus
Seine lebendigen Wände
10 zerfallen wie im Herbst vor dieses anderen Frühlings
scharfem Gestirn
das unsere Gärten vernichtet.

Labyrinthe aus Spiegeln
sind ihm gemäss
15 und laublose Bäume.
Blumen, genauer gewollt
ohne Not geschaffen im Tagspiel.
Wen noch finden wir dort von den unsern?

Geduckt aber zwischen Blättern
20 der welkenden Blüte
(wird uns) immer schwerer zu atmen
die süsse Betäubung.

Donnerstag, 03 März 1949       )

Geduckt zwischen Blätter …* (C*)

Geduckt zwischen Blättern
unter den Lippen der Blüte
immer schwerer zu atmen
Betäubung: 
05 Bald trifft uns der Strahl
fremd wachsenden Morgens
allesamt sind die Pfeile
gezielt auf dies Haus. 
Die lebendigen Wände zerfallen
10 wie im Herbst vor dieses anderen Frühlings
scharfem Gestirn[.]
das unsere Gärten vernichtet.

Labyrinthe aus Spiegeln
sind ihm gemäss
15 laublose Bäume
Blumen, genauer gewollt
ohne Not geschaffen im Tagspiel.
Was ist noch dort von dem unsern?

Geduckt zwischen Blättern
20 der welkenden Blüte
immer schwerer zu atmen
Betäubung.

Samstag, 02 April 1949       )

Geduckt zwischen Blättern …* (D*)

Geduckt zwischen Blättern
unter Lippen der Blüte
immer schwerer zu atmen
Betäubung:
05 Bald trifft uns der Strahl
fremd wachsenden Morgens
allesamt sind die Pfeile
gezielt auf dies Haus.
Lebendige Wände zerfallen
10 wie im Herbst vor dieses anderen Frühlings
scharfem Gestirn.

Labyrinthe aus Spiegeln
sind ihm gemäss
laublose Bäume
15 Blumen, genauer gewollt
ohne Not geschaffen im Tagspiel
Was ist noch dort von dem unsern?

Geduckt zwischen Blättern
der welkenden Blüte
20 immer schwerer zu atmen
Betäubung.

Montag, 07 März 1949       )

Am Rande der Stadt …* (A*)

Am Rande der Stadt
ärmliche Wohnung
Baracken der Armen
in der Gasse spielen die Kinder.
05 Doch die Strassen alle
nach der Mitte gesenkt
hin auf die klingenden Türme
die Gärten am Fluss:
wenn ich steige die Treppen
10 die steil sind und ächzen
wenn ich steige hinauf die vielen Treppen
dieses schmutzigsten Hauses
voller enger Kammern der Bettler,
dann auf dem Dach
15 leuchtet mir aus zum Trocknen
gehängter Wäsche
zwischen Leintüchern und Hemden
entgegen die weisse Kuppel
Burg über brandenden Firsten
20 und von der Laterne
das goldene Schutzbild der Mutter.

1949 * (nicht datiert)       )

Am Rande der Stadt …* (B*)

Am Rande der Stadt
Häuser der Armen
in der Gasse spielen die Kinder.
Doch die Strassen alle
05 nach innen gesenkt
nach den klingenden Türmen
den Gärten am Fluss
inmitten der Stadt.

Wenn ich steige die Treppen
10 die steil sind und ächzen
wenn ich steige hinauf die vielen Treppen
dieses schmutzigsten Hauses
voller enger Kammern der Bettler,
dann auf dem Dach
15 leuchtet aus zum Trocknen
gehängter Wäsche
zwischen Laken und Hemden
hervor die weisse Kuppel
Burg über brandenden Firsten
20 und von der Laterne
das goldene Schutzbild der Mutter.

Dienstag, 15 März 1949       )

Häuser der Armen …* (C*)

Häuser der Armen
am Rande der Stadt
in der Gasse spielen die Kinder.
Doch die Strassen alle
05 nach innen gesenkt
nach den klingenden Türmen
den Gärten am Fluss
der Mitte der Stadt.

Wer steigt die Treppen
10 die steil sind und ächzen
wer steigt hinauf die vielen Treppen
dieses schmutzigsten Hauses
voller enger Kammern der Bettler,
ihm auf dem Dach
15 leuchtet aus flatternder Wäsche
zwischen Laken und Hemden
hervor die weisse Kuppel
Burg über brandenden Firsten
und von der Laterne
20 das goldene Schutzbild der Mutter.

Freitag, 25 März 1949       )

Vor Häusern der Armen …* (D*)

Vor Häusern der Armen
spielen im Kehricht die Kinder
ob auch die Strassen alle
sich neigen nach innen
05 der Mitte der Stadt.

Wer steigt die steilen Treppen
hinauf dieses schmutzigsten Hauses
voll enger Kammern der Bettler 
ihm auf dem Dach
10 leuchtet aus flatternder Wäsche
(zwischen Laken und Hemden)
die weisse Kuppel hervor
Burg über brandenden Firsten
und von der Laterne
15 der Mutter goldenes Schutzbild.

Mittwoch, 09 März 1949       )

Reine Wälder …* (A*)

Reine Wälder
bergen seit alters Weissagung
in Grotten das gültige Schutzbild
Die lange suchen finden es nicht 
05 die Söhne des Prunkes
die mit dem Schmucke der Väter 
der mahnend verschiednen 
frevlerisch gehen: 
Sie sehen nur äussere Blendung.

10 Kinder der zugewanderten Pächter 
beim Sammeln von Reisig und Laub:
hören den Ruf des fremden Vogels 
Woher dieser Ton im vertrauten Geäst? 
und folgen dem weisenden Tier 
15 den Lauf des Baches empor. 
Weh in der geöffneten Grotte
ist ihnen unendliche Lust
weh die heilige Schau: 
da sie nur ihnen erlaubt.

20 Zu den Brüdern eilen hinab
noch Glanz auf der Stirn
des Gesichtes berufne Propheten.

Samstag, 12 März 1949       )

Reine Wälder …* (B*)

Reine Wälder
bergen seit alters Weissagung
in Grotten das gültige Schutzbild.
Die suchen finden es nicht 
05 Söhne des Prunkes
die mit dem Schmucke der Väter 
der mahnend verschiednen 
frevlerisch gehen: 
Sie sehen nur äussere Blendung.

10 Kinder der zugewanderten Pächter 
beim Sammeln von Reisig und Laub:
hören den Ruf des fremden Vogels:
woher dieser Ton im vertrauten Geäst? 
und folgen dem weisenden Tier 
15 den Lauf des Baches empor. 
Weh in geöffneter Grotte
ist ihnen unendliche Lust
weh die heilige Schau: 
da sie nur ihnen erlaubt.

20 Zu den Brüdern eilen hinab
noch Glanz auf der Stirn
des Gesichtes berufne Propheten.

Samstag, 02 April 1949       )

Reine Wälder …* (C*)

Reine Wälder
bergen seit alters Weissagung, 
in Grotten das gültige Schutzbild.
Die suchen finden es nicht 
05 Söhne des Prunkes
die mit dem Schmucke der Väter 
der mahnend verschiednen 
frevlerisch gehn: 
sie sehen nur äussere Blendung.

10 Kinder der zugewanderten Pächter 
beim Sammeln von Reisig und Laub 
hören den Ruf des fremden Vogels:
woher dieser Ton im vertrauten Geäst? 
und folgen der Lockung 
15 den Lauf des Baches empor. 
Weh in geöffneter Grotte
ist ihnen unendliche Lust
weh die heilige Schau: 
da sie nur ihnen erlaubt.

20 Zu den Brüdern eilen hinab
noch Glanz auf der Stirn
des Gesichtes berufne Propheten.

Freitag, 11 März 1949       )

Wankenden Turmes …* (A*)

Wankenden Turmes
nun gestillte Empörung
wider Beharrung
wider das träge Bleiben im Erbtteil:
05 denn es ist gross
und lädt ein zum Genusse.

Aber die Firste rings
stehen in Flammen
der zischende Sturz der Gebälke
10 scheint wider in den Wässern des Landes
flackert in die Büsche
wo Liebende noch sich verbergen.
Sie entkamen aus Flammen
in die flammendere Mitte
15 und achten nicht des Endes
der Stätten der Kindheit:

weit führt ihr Weg
in die blühende Heide
in den Duft (des) herben Frühlings.
20 Sie tragen die Ikonen der Väter
unter Gewändern verborgen
von Rastort zu Rastort
verstecken sie im dürren Geäst
in der morschen Höhlung des Baumes,

25 wo die Eidechse wohnt
und tröstlich schimmert im Finstern.

Samstag, 12 März 1949       )

Wankenden Turmes …* (B*)

Wankenden Turmes
nun gestillte Empörung
wider das träge Bleiben im Erbteil 
(denn es ist gross
05 und lädt zum Genusse):

Firste rings
stehen in Flammen
zischender Sturz der Gebälke
scheint wider in Wässern des Landes
10 flackert durch Büsche
wo die Liebenden ruhn in Umarmung.
Sie entkamen aus Flammen
in flammendere Mitte
und achten das Ende nicht
15 der Stätten der Kindheit.

Weit ist ihr Weg
in der blühenden Heide
in herben Düften des Frühlings.
Sie tragen die Ikone des Hauses
20 im Gewande verborgen
von Rastort zu Rastort
wo im dürren Geäst
in der morschen Höhlung des Baumes

die Eidechse raschelnd entflieht 
25 und tröstlich schimmert im Finstern.

Montag, 14 März 1949       )

Wanken des Turmes …* (C*)

Wanken des
Turmes
nun gestillte Empörung
wider das träge
05 Bleiben im Erbteil:

Firste rings
stehen in Flammen
Sturz der Gebälke
scheint wider in Wässern des Landes
10 durch Büsche
wo die Liebenden ruhn in Umarmung.
Sie entkamen aus Flammen
in ältere Flamme
in jüngere auch
15 und achteten nicht
des Endes der Stätten der Kindheit.

Weit ist ihr Weg
in der blühenden Heide
in Düften des Frühlings.
20 Sie tragen die Ikone
der heiligen Väter
im Gewande verborgen
von Rastort zu Rastort
wo im dürren Geäst
25 in der morschen Höhlung des Baumes
die Eidechse

Abbruch, neue Variante ab V. 17 (rechts daneben):

Weit ist ihr Weg
in der Heide
wo ins dürre Geäst
20 in die morsche Höhlung der Föhre
die Eidechse flieht
und tröstlich schimmert im Finstern.
Sie aber tragen (die) Ikone
der heiligen Väter
25 im Gewande verborgen
von Rastort zu Rastort.

1949 * (nicht datiert)       )

Das ist das grosse das glückliche Dasein …* (A*)

Das ist das grosse das glückliche Dasein unter dem tönenden Himmel der ewigen Vorzeit. Bewahrt trotz allen Stürzen des Aions in der Stunde zwischen Schlafen und Wachen, im seligen Wachtraum wo schon des Tages Frage bedrängt: weit ist das Delta, grüne Steppe mit den windgebogenen Bäumen und dem Grabmal des alten Fürsten, der von ferne kam, die heilige Erde zu schauen wo die Götter wandeln mit Menschen. Denn die Trennung ist neu und brennt auf den Stirnen der Spätern. Aber er wollte hier ruhn im Schatten der ältern Kaiser, der thronenden Söhne der Sonne, die unbesieglich geht und das Ganze erleuchtet: hoch aus der Öffnung der Kuppel schwebt ihr Bote herab, weisse Taube, dem Innern verwandt und in allen Menschen verborgen.

Donnerstag, 17 März 1949       )

Das ist das glückliche Dasein …* (B*)

Das ist das glückliche Dasein
unter tönendem Himmel der Vorzeit
bewahrt trotz allen
Stürzen des Aions
05 in der Stunde zwischen Schlafen und Wachen
im seligen Wachtraum
wo schon des Tages Frage bedrängt:
weit ist das Delta
grüne Öde mit windgebogenen Bäumen
10 und dem Grabmal des alten Fürsten
der kam – über die Berge –
heilige Erde zu schauen
wo Götter wandeln mit Menschen.
Denn die Trennung ist neu
15 und brennt in den Augen der Spätern
Aber er wollte hier ruhn
im Schatten der Kaiser
der Söhne der Sonne
die unbesieglich das Ganze erleuchtet;
20 aus der Öffnung der Kuppel
schwebt sie herab
silberne Taube
dem Innern verwandt
und in allen Menschen verborgen.

Freitag, 18 März 1949       )

Glückliches Dasein …* (C*)

Glückliches Dasein
unter dem tönenden Himmel der Vorzeit
bewahrt durch alle
Stürze des Aions
05 in der Stunde zwischen Schlafen und Wachen
wo schon des Tages Frage bedrängt:
weit ist das Delta
grüne Öde mit windgebogenen Bäumen
und dem Grabmal des Fürsten
10 der über die Berge kam
zu schauen das heilige Land
wo Gott noch wandelt mit Menschen.
Die Trennung ist neu
und brennt in den Augen der Spätern.
15 Er aber wollte hier ruhn
im Glanze des Einen 
das aus der Öffnung der Kuppel
schwebt – silberne Taube – herab
und das Ganze erleuchtet
20 dem Geiste verwandt
in allen (Menschen) verborgen.

Samstag, 26 März 1949       )

Glückliches Dasein …* (D*)

Glückliches Dasein
unter tönendem Himmel der Vorzeit
bewahrt durch alle
Stürze des Aions:
05 grüne Öde des Deltas
mit windgebogenen Bäumen
und dem Grabmal des Fürsten.
Die Trennung ist neu
und brennt in den Augen der Spätern.
10 Er noch wollte hier ruhn
im Glanze der Taube
die aus der Öffnung der Kuppel
schwebt – dem Geiste verwandt 
der in allen verborgen –
15 silbern herab.

Alternative für V. 5-15:

05 grüne Öde des Deltas
bewahrt durch alle durch alle Stürze des Aions
unter tönendem Himmel der Vorzeit
mit windgebogenen Bäumen
um das Grabmal des Fürsten.
10 Trennung freilich ist neu
Er noch wollte hier ruhn
im Glanze der Taube
die aus der Öffnung der Kuppel
schwebt – dem Geiste verwandt 
15 der in allen verborgen –
silbern herab.

Mittwoch, 23 März 1949       )

Finsternis und Baum …*

Finsternis und Baum
und alles Dunkle hell
und über jenen Weg
kommt schon der Jäger schnell
05 er liebt das Zwielicht wohl:
es ist den schönsten Tieren
ein rätselreich Gespinst
darin sie sich verwirren.
Nun ist die frühe Zeit
10 da noch die Kohle glüht 
und jenes Horn noch mild
dem Tage bläst Geleit
doch bald der Mittag tönt
uns zornig wild.

1949 * (nicht datiert)       )

Leuchte, leuchte über den Wassern …* (A*)

Leuchte, leuchte über den Wassern entflammte und steigende Flut. Rauschen das übertönt den Gesang der Priester, der ganzen gläubigen Menge begeisterte Antwort: Kyrie eleison. Der Mond finster und die Sonne fahl wie in Trauerschleiern. Woher denn dies Licht, diese ungeheure drohende Fackel im Zenith des Himmels? Die Gräber erbrochen und wandelnd die Toten. Aufschreien die vielen Leute: Kyrie eleison! Wenige gehn in den Hainen des Ufers und schaun. In ihren Herzen die wahrere Deutung. Geduld zum neuen Äon, der da heraufkommt. Gestürzt liegen die Götterbilder der Alten. Sie bleiben bei Trümmern trotz der Missgunst der Weihrauch streuenden Priester, trotz den Steinen, geschleudert von der hassenden Menge und dem Ruf: ihr seid schuld, dass uns der Gott schon vernichtet. Und sie bergen das uralte Bild fern vom Ufer in unbetretenen Wäldern.

Sonntag, 27 März 1949       )

Rauschen Rauschen …* (B*)

Rauschen Rauschen
der Wasser und steigende Flut
übertönt den Gesang der Priester
der gläubigen Menge begeisterte Antwort:
05 Kyrie eleison!
Der Mond finster und
die Sonne fahl wie in Trauer
Woher denn dies Licht
diese drohende Fackel
10 im Zenith des Himmels?
Gräber erbrochen und wandelnd die Toten 
Aufschreien die vielen:
Kyrie eleison.
Einige gehn in den Hainen
15 des Ufers und schaun
in ihren Herzen die wahrere Deutung.
Geduld zum neuen Äon
der heraufkommt.
Gestürzt liegen rings die
20 Götterbilder der Alten ||
Sie hüten die Trümmer
trotz Missgunst
der weihrauchduftenden Priester
trotz den Steinen
25 geschleudert von der hassenden Menge
und dem Ruf:
um euretwillen vernichtet der Gott uns.
Und sie bergen das uralte Bild
ganz am Ufer in
30 unbetretenen Wäldern.

Montag, 28 März 1949       )

Rauschen der steigenden Flut …* (C*)

Rauschen der steigenden Flut
über das Singen der Priester
der Menge begeisterte Antwort:
Erbarme dich unser.
05 Finster der Mond
und die Sonne fahl wie in Trauer
Woher denn dies Licht
diese drohende Fackel
im Zenith des Himmels?
10 Aus erbrochenen Gräbern
steigen die Toten:
Erbarme dich unser.

Nur einige gehn in den Hainen
des Ufers und schaun
15 in ihren Herzen die wahrere Deutung.
Geduld zum neuen Äon
der herauf kommt.
Gestürzt liegt das Bild
der vergessenen Gottheit
20 Sie hüten die Trümmer
trotz Missgunst
der weihrauchduftenden Priester
trotz den Steinen
geschleudert von der hassenden Menge
25 und dem Ruf:
um euretwillen vernichtet der Gott uns.
Und sie bergen das uralte Bild
ganz am Ufer
in unbetretenen Wäldern.

Dienstag, 29 März 1949       )

Rauschen der steigenden Flut …* (D*)

Rauschen der steigenden Flut
über das Singen der Priester
über der Menge begeisterte Antwort:
Erbarme dich unser.
05 (Finster der Mond
die Sonne trüb wie in Trauer
Woher denn dies Licht
diese drohende Fackel?)
Aus erbrochenen Gräbern
10 steigen die Toten:
Erbarme dich unser.

Doch einige gehn
in den Hainen am Ufer und schaun
in ihren Herzen die wahrere Deutung.
15 Geduld zum neuen Äon
der heraufkommt
trotz Fluch der herrischen Priester:
um euretwillen vernichtet der Gott uns.
Und sie bergen das uralte Bild
20 ganz am Ufer
in unbetretenen Wäldern.

Samstag, 02 April 1949       )

Rauschen der Flut …* (E*)

Rauschen der Flut
über das Singen der Priester
über der Menge Antwort:
Erbarme dich unser.
05 Finster der Mond
die Sonne in Trauer:
woher denn dies Licht
drohender Fackel?
Aus Gräbern
10 steigen die Toten:
Erbarme dich unser.

Doch einige gehn
in den Hainen am Ufer und schaun
in ihren Herzen wahrere Deutung:
15 Geduld zum neuen Äon
der heraufkommt
trotz der Priester Verdammung:
um euretwillen vernichtet der Gott uns.
Und sie bergen das uralte Bild
20 ganz am Ufer
in unbetretenen Wäldern.

Freitag, 15 April 1949       )

Ihr seid grosse unvergängliche Blumen …* (A*)

Ihr seid grosse unvergängliche Blumen und ohne Ende des Daseins. Wie das hallt in der riesigen Öde, es bleibt, das Göttliche bleibt. Und es ist Morgen, endlich. Die Jünglinge tanzen dort am Rande des Felsen. Jauchzend im Feuer, halten sie in Armen die Mädchen, die heraufgekommenen, aus den Wäldern. Sie wachsen stets in den Schluchten, an den grünen Wassern geschmolzenen Schnees. Sie steigen herauf zu den Jünglingen an die hohe Lehne des Berges. Welch Jauchzen bei der Ankunft der Botschaft des Lebens. Das ist das ewige Leben. Glut der Blumen, auf einmal wirklich glühend. Und die Bläue des Himmels öffnet die Wimpern nach der Zukunft der Sterne. Tanz im Morgen an nochmals flackernden Feuern in der Röte des neuen Lichts. Die Jünglinge schwingen weit ihre Tänzerinnen hinaus, über den Abgrund die Töchter des Abgrunds, endlich dem Lichte gesellt. Dem Morgen der herabgezwungenen Woge neuer Bewegung. Neues Leben auf der Lehne des Berges, jäh über den Schluchten.

Feuer, nochmals wachsend an der Lehne des Berges. Tanz im Morgen unter schwindenden Sternen. Bleiches Licht, vereinigt mit dem Leben des Festes. Klarheit der Frühe reinigt den Rausch der Jünglinge, die toben im Reigen. Aus den Schluchten gelockt, steigen die Töchter herauf, die Mädchen von den kalten, den schneeigen Bächen. Jauchzen der Ankunft, Rausch des Empfangs. Steigen des Festweins in aller Glieder; es schwingen des Gebirges Söhne die Mädchen hinaus über ihren Abgrund, halten sie hoch in Armen über den Grund, daher sie gekommen. Und schon ist reine Klarheit des neuen erflehten Morgens.

1949 * (nicht datiert)       )

Feuer nochmals …* (C*)

Feuer nochmals
Nochmals wächst
Feuer an der
Lehne des Berges
05 leuchtend dem Tanz
unter schwindenden Sternen
der tobenden Söhne
wenn aus der Tiefe endlich
aus Schluchten gelockt
10 vom hellen Geschrei
die Mädchen stiegen herauf:
schwingen die Söhne
die Mädchen hinaus
mit wogenden Armen
15 über die Schluchten
woher sie gekommen
der Klarheit entgegen
des steigenden Morgens.

Mittwoch, 20 April 1949       )

Feuer nochmals …* (D*)

Feuer nochmals
wächst an der Lehne
des Gebirges dem Tanz
unter bleichenden Sternen
05 der tobenden Söhne;
wenn aus der Tiefe
aus Schluchten gelockt
vom hellen Geschrei
endlich die Mädchen
10 steigen herauf:
wogende Arme
schwingen hinaus
über die Schluchten
da her sie gekommen
15 Töchter der Tiefe
der Leuchte entgegen
des wachsenden Morgens.

Montag, 18 April 1949       )

Das sind die Einzigen …* (a)

Das sind die Einzigen
Träume des Wandels
grünen Flusses
unsterbliche Nymphen
05 Töchter der Tiefe 
rein noch Geschautes 
inneren Lichtraums 
gläserner Kugel 
mitten in der 
10 fleischigen Frucht 
noch stets das heilige Haus 
jenseit der Winde 
jenseit der Sterne 
in heiliger Sphäre 
15 wo dauern Gestalten:
dort harrt auf
goldenem Bette 
das Lamm 
auf ungeöffnetem Buch:
20 Siegel der Wahrheit
nie noch erbrochen.
Wo geht der Weg 
hinauf zu den Quellen
dem Flusse entlang.
25 Das Tiefste im Wasser
jenseits der Winde
jenseits der Sterne
ist es zugleich.
Bei wahren Gestalten
30 beim ruhenden Lamm.

Wer hätte Verwandlung
notwendig begiffen
Entblättrung des Baumes?
nur das Reinste
35 kann dauern und bleiben // 01 (Doss. 71)
nur Makelloses
dringt ein in die Kugel
das Haus aus Kristall
zutiefst in den Wassern
40 dringt ein in den [den] Lichtraum
jenseits der Winde
jenseits der Sterne.

Reinigt von Eppich
reinigt von Efeu
45 ganz die Ruinen:
sie sind dem Gotte
entrückt und verpflichtet
und auf dem Wege
ins heilige Wasser
50 kristallene Kugel
weit schon verwandelt
Städte uns Wirren
träumend verhüllte
zum voraus bereitet:
55 als endliche Wohnung
zum voraus bereitet
im einzigen Licht.

1949 * (nicht datiert)       )

Im innersten Lichtraum …* (b)

Im innersten Lichtraum
gläserner Kugel
fleischiger Frucht
bleibt noch immer
05 das heilige Haus
jenseits der Sterne
in heiliger Sphäre
wo dauern Gestalten:
auf goldenem Lager
10 dem Buch unerbrochen
haust dort das Lamm:
Siegel der Wahrheit

Wer hätte Verwandlung
notwendig begriffen
15 Entblättrung des Baumes?
Nur Makelloses
dringt ein in die Kugel
das Haus aus Kristall
dringt ein in den Lichtraum
20 jenseits der Sterne[.]
des Buchs und des Lammes.

Reinigt von Eppich
reinigt von Efeu
ganz die Ruinen:
25 sie sind dem Lamme
entrückt und verpflichtet
und auf dem Weg
zur Kristallenen Kugel
weit schon verwandelt:
30 Städte uns Wirren
träumend Verhüllten
zum voraus bereitet
als endliche Wohnung
im einzigen Licht.

Mittwoch, 20 April 1949       )

Wer hätte Verwandlung …* (c)

[ Im innersten Lichtraum
gläserner Kugel
bleibt noch immer
das heilige Haus
05 in leuchtender Sphäre
wo dauern Gestalten:
auf goldenem Lager
dem Buch unerbrochen
Siegel der Wahrheit
10 haust dort das Lamm. ]

Wer hätte Verwandlung
notwendig begriffen
Entblättrung des Baumes?
Nur Makelloses
15 dringt ein in die Kugel
das heilige Haus
in leuchtender Sphäre
des Buchs und des Lammes.

Reinigt von Eppich
20 reinigt von Efeu
ganz die Ruinen:
entrückt und verpflichtet
sind sie dem Lamme
und auf dem Weg
25 zur kristallenen Kugel
weit schon verwandelt:
Stätte uns Wirren
träumend Verhüllten
zum voraus bereitet
30 als endliche Wohnung
im einzigen Licht.

1949 * (nicht datiert)       )

Wer hätte Verwandlung …* (d)

Wer hätte Verwandlung
notwendig begriffen
Entblättrung des Baumes?
Nur Makelloses
05 dringt ein in die Kugel
in leuchtende Sphäre
des ruhenden Lammes.

Reinigt von Eppich
reinigt von Efeu
10 ganz die Ruinen:
entrückt und verpflichtet
sind sie dem Lamme
und auf dem Weg
in leuchtende Kugel
15 weit schon verwandelt:
Stätte uns Wirren
träumend Verhüllten
zum voraus bereitet
als endliche Wohnung
20 im einzigen Licht.

Donnerstag, 21 April 1949       )

Wer hätte Beraubung…* (e)

Wer hätte Beraubung
notwendig begriffen
Entblättrung des Baumes?
Nur Makelloses
05 dringt auf in die Kugel
ins leuchtende Haus
des ruhenden Lammes.

Reinigt von Eppich
reinigt von Efeu
10 ganz die Ruinen:
entrückt und verpflichtet
sind sie der Kugel
(und auf dem Weg
 zur vollkommenen Kugel
15  weit schon verwandelt):
Stätte uns Wirren
(träumend Verhüllten) 
zum voraus bereitet
als endliche Wohnung
20 (im einzigen Licht)
im Hause des Lamms

Samstag, 23 April 1949       )

Morgen ist rot …* (a)

Morgen ist rot
glüht die Erwartung
Berge empört
wider das Zaudern der Dämmrung
05 rufen das Licht.
Alles will Mittag.
Wo aus den Flächen
tritt die Gestalt.
Die Tanzenden werfen die Hüllen
10 im Feste des Daseins:
Durst sichtbar zu sein
genau sichtbar und ohne Zweifel
Bäume im März
in den ersten warmen Tagen
15 noch kahl ohne Verwischung
oder dann anders im hohen Sommer
in der Fülle gerundet des Laubs
Kronen der alten Kastanien.
Wirbel Wirbel der frühen Stunde
20 des Märzen, Aprils
endlich geklärt:
ruhiger Fluss
(wie schon einmal klar und eisig im Winter)
jetzt mit der Fülle der Wasser 
25 hochrauschend und grell.
besonnenen Gangs.
Diese Kugel ist anders
des Lebendigen ist die Menge darin:
Fische und Vögel sind
30 und in Wäldern die Tiere
Elefanten die grosse Herde ||
zieht still durchs Gebüsch
den Wassern zu
der grünen Kühlung
35 und überall
die Liebenden stets.
Bilder des Alls ohne Makel 
Nach den Stürzen
bleibt der Gott noch in ihnen.
40 Sie sind der Gott.
Und das Reine
glänzt über ihnen
die vollkommene Kuppel,
des Daseins unverletzte Rundung:

45 lange ersehnt
lange erharrt
ist wieder da
der rauschende Kommer 
in den Locken die Reben
50 und in Händen
den Leben lösenden Stab:
auf den Bergen die Feuer
unsterblicher Feste:
Höhe reicht Höhen
55 die neue Freude.
Hier ist der Raum der Versöhnung.
Und der Hader bleibt tief
den Bächen und Schluchten: 
von überallher ziehn die Wandrer herauf
60 die in Kämpfen Zerschlagnen.
Heilender Tanz
der sie erneut,
gesund ist die Höhe
gesund ist der Wein.

Samstag, 23 April 1949       )

Diese Kugel ist anders …* (b)

Diese Kugel ist anders
des Lebendigen ist
die Menge darin:
Fische und Vögel
05 und in Wäldern
ängstliche Tiere
Elefanten die grosse Herde
zieht durchs Gebüsch
den Wassern zu
10 der grünen Kühlung[.] 
endlich geklärtem
ruhigem Fluss
(wie schon einmal ruhig er war
eisig im Winter)
15 jetzt mit der Fülle der Wasser
besonnenen Gangs.
Unter Bäumen
in der Fülle gerundet des Laubs
Kronen der alten Kastanien
20 klar und ohne Verwischung
(so wie einst schon im März
 in den ersten warmen Tagen
 noch kahl und zweifellos deutlich).

Überall an den Wegen
25 Liebende stets
Bilder des Alls ohne Makel. 
Nach den Stürzen 
bleibt der Gott noch in ihnen. 
Sie sind der Gott  
30 Und über ihnen 
glänzt, wo sie auch sind
die vollkommene Kuppel.

Auf dem Berge aber
führt herbei
35 lange erharrt
lange ersehnt ||
der rauschende Kommer 
das Licht,
in Locken die Reben 
40 in Händen 
den lösenden Stab.
O auf den Bergen die Feuer 
unsterblicher Feste. 
Höhe reicht Höhen
45 die Freude.
Hier ist der Raum der Versöhnung.
Der Hader bleibt tief 
den Bächen und Schluchten: 
von überall ziehn
50 die Wandrer herauf 
in Kämpfen zerschlagne. 
Heilender Tanz der sie erneut 
Die Tänzer werfen die Hüllen
im Feste des Daseins
55 Durst sichtbar zu sein
genau und ohne Zweifel.
Heil ist die Höhe,
heil ist der Wein.

Sonntag, 24 April 1949       )

Diese Kugel ist anders …* (c)

Diese Kugel ist anders:
des Lebendigen ist
die Menge darin:
Fische und Vögel
05 in Wäldern
ruhige Tiere.
Der Elefanten durstige Herde
zieht gemächlich zum Fluss
dem in Fülle endlich geklärten
10 nach dürftiger Klarheit des Winters
und geht unter Bäumen
die strotzen im Laub
zu Reichtum gewachsener Kronen.

Überall an den Wegen
15 ruhen Liebende jetzt
Bilder des Alls ohne Makel. 
Nach den Stürzen 
bleibt der Gott noch in ihnen. 
Der Gott, das sind sie
20 und, wo sie auch sind
glänzt die Kuppel vollkommen. 

Auf das Gebirg
führt herab
der rauschende Kommer 
25 das Licht
in Locken die Reben 
in Händen den lösenden Stab. ||
Es lohen die Feuer 
langerwarteter Feste. 
30 Höhe reicht Höhen
die Freude:
hier ist der Raum der Versöhnung.
Aus Bächen
und Schluchten des Haders
35 ziehen herauf
die in Kämpfen Zerschlagnen[.]
zum Tanz der erneut: 
und werfen die Hüllen
dürstend nach Klarheit
40 zu sehen und sichtbar zu sein
über den Zweifeln:
Heil ist die Höhe
Heil ist der Wein.

Montag, 25 April 1949       )

Anders …* (d)

Anders
ist diese Kugel
alles Lebendigen voll:
Fische und Vögel
05 in Wäldern
ruhige Tiere.
Der Elefanten durstige Herde
zieht gemächlich zum Fluss
dem in Fülle endlich geklärten
10 nach dürftiger Klarheit des Winters
und geht unter Bäumen
die strotzen im Laub
zu Reichtum gewachsener Kronen.

Auf das Gebirg
15 führt herab
der rauschende Kommer 
das Licht.
Höhe reicht Höhen
die Freude.
20 Aus Schluchten des Haders
ziehen herauf
die in Kämpfen Zerschlagnen[.]
und werfen die Hüllen
dürstend nach Klarheit
25 zu sehen und sichtbar zu sein ||
im Tanz der Versöhnung
der neuen Kugel des Lebens.

Überall
ruhen Liebende bald:
30 nach dem Feste
bleibt der Gott noch in ihnen.
Wo sie auch sind
glänzt die Rundung vollkommen.

Dienstag, 26 April 1949       )

Anders …* (e)

Anders
ist diese Kugel:
voll der Fische und Vögel
und des flüchtigen
05 Wilds in den Wäldern.

Der Elefanten
durstige Herde
zieht gemächlich zum Fluss
dem in Fülle endlich geklärten
10 nach dürftiger Klarheit des Winters;
geht unterm strotzenden Laub
vollendeter Bäume,

Auf das Gebirg
führt herab
15 der rauschende Kommer 
das Licht
Höhe reicht Höhen
die Freude.
Aus Schluchten des Haders
20 ziehn herauf
die in Kämpfen Zerschlagnen
und werfen die Hüllen
dürstend nach Klarheit
zu sehen und sichtbar zu sein
25 im Tanz der Versöhnung.

Überall
ruhen Liebende bald:
nach dem Feste
bleibt der Gott noch in ihnen.
30 Wo sie auch sind
glänzt die Kugel vollkommen.

Dienstag, 26 April 1949       )

Das Haus ist geheim …*

Das Haus ist geheim
hinter geschlossenen Türen
wird das Eine entschieden. 
Hier ist nichts not:
05 rote Bäume,
über Bächen
die Büsche des Lebens
der wallende Flieder
Brunnen, Brunnen
10 doch sie und alles: entführend
lenken fern von den geschlossenen Türen.
Und hinter ihnen wird das Eine entschieden.

Dies alles ist fremd und bunt
Vielfalt der Lockung
15 Lockung des Rausches
der gelichteten Anker
und Sang der Matrosen:

die sich täuschen.
Über dem Meer suchen sie
20 auf Palmeninseln
was sich lange entschied
im geheim verschlossenen Haus.
Es zu öffnen, das ist, was lohnt.
Einzudringen in die Sitzung der Götter.
25 Sie zu stürzen durch höhere Klarheit.

Hinaufzugehn
auf die höchste Terrasse,
wo offen liegen die Täler des Landes
und sichtbar die Stadt
30 die so nahe
und nie noch erreicht:
denn sie war es nicht,
die wir erfochten
nach langer Fahrt
35 durch feindliches Land
in syrischer Sonne, ||
sie war es nicht 
deren Gold wir entführten
und deren Mädchen genossen 
40 Dort noch ist sie
unerbrochen
und nur der härteste Geist 
der schneidendste 
bricht ihre Mauern.

Dienstag, 26 April 1949       )

Väter gehn …* (a)

Väter gehn
und heilige Söhne
durch die Öde ohne Wasser und Tier
und reichen sich – einer dem andern –
05 Vermächtnis des Lebens:
abgeschieden zu sein
stets in der Mitte zu weilen
langsam zu brennen im
unmerklichen Feuer
10 lange Tage hindurch
lange Jahre
der Verlassenheit
der grausamen Verlassenheit 
nur zuweilen  gelabt
15 von einer plötzlichen Quelle
unter seltener Palme entsprungen 
nur zuweilen gelabt
von einem einzigen Nu
einem Augenblick
20 der Einheit mit Gott
der flammenden Schmelzung des Eignen
in dies Grenzenlose
das immer nahe gewusst wird
und selten nahe gefühlt:

25 O Labsal, Labsal 
entsprungen zu Mitten der Nacht 
dem der fastet und harrt 
und flieht den Schlaf
weil er nicht will
30 – betroffen als treulos –
vorüber lassen den Herrn
der kommt und geht, wann es ihn gut dünkt.
Weil er fürchtet den Morgen
wo in ödester Öde
35 ihn erschlüge das Wissen:
er war da und ich hab ihn verfehlt. ||
So besteigt er denn
allnächtlich die Säule
ragend über die Dünen: 
40 hier muss er wachen 
sie straft kleinste Minute des Schlafes 
mit ewigem Tod. 
Er kniet und breitet die Arme 
und wartet der Stunde 
45 – vergeblich zumeist –
der seltenen Stunde 
die einmal kommt des Jahres
oder zweimal: 
da ihn die Flamme zerreisst
50 da er sich eins weiss 
mit dem Geliebten 
zum unsäglichen Leben getötet. 
Was sind gegen solche Sekunde
Jahrzehnte der Mühsal: 
55 Nur im Ursprung
ist Leben.

Mittwoch, 27 April 1949       )

Väter gehn …* (b)

Väter gehn
und heilige Söhne
durch Öden ohne Wasser und Tier
und reichen sich  einer dem andern
05 Vermächtnis des Lebens:

abgeschieden zu sein
in der Mitte langsam zu brennen
im unmerklichen Feuer
lange Tage hindurch
10 lange Jahre
der Verlassenheit
der grausamen Verlassenheit
nur zuweilen  gelabt
von einer plötzlichen Quelle
15 unter seltener Palme entsprungen
nur zuweilen gelabt
von einem einzigen Nu
einem Augenblick
der Einheit mit Gott
20 der flammenden Schmelzung des Eignen
in diesen glühenden Kern 
der immer geahnt ist
und selten, selten vernommen.

O Labsal, Labsal 
25 entsprungen zu Mitten der Nacht 
dem der fastet und harrt 
und flieht den Schlaf
weil er nicht will
– betroffen als treulos –
30 vorüber lassen den Herrn
der kommt und geht wann es ihn gut dünkt.
Weil er fürchtet den Morgen
wo in ödester Öde
ihn erschlüge das Wissen:
35 er war da und ich hab ihn verfehlt. ||
So denn besteigt er
über Dünen
allnächtlich die Säule:
die kleinste Minute des Schlafes 
40 straft mit ewigem Tod. 
Er kniet und breitet den Arm
und wartet der Stunde 
der seltenen Stunde 
die einmal kommt im Jahr
45 oder zweimal: 
da ihn die Flamme zerreisst 
da er eins ist
mit dem Geliebten 
zum unsäglichen Leben getötet. 
50 Was sind gegen solche Sekunde
Jahrzehnte der Mühsal: 
Nur im Ursprung
ist Leben.

Mittwoch, 27 April 1949       )

Trümmer sind …*

Trümmer sind
über die Halde
des Berges verstreut
von Büschen verwuchert
05 noch unverletzt aber
steht über der Quelle
in dunkler Kammer die Göttin.
Gegenwart bleibt sie
im sprossenden Frühjahr
10 wenn wieder täglich der Hirt
zieht mit den Schafen herauf
und schläft auf der Schwelle:
geschmiegt
an urewige Brust
15 lecken die Tiere
von tropfenden Zitzen
sich Kühlung.

Mittwoch, 04 Mai 1949       )

Hier ist die Nahrung die uns immer nährt …* (A*)

(Hier ist die Nahrung die uns immer nährt)
hier ist der Traum den keiner ausgeträumt:
die immer gleiche Stille aller Sommer
die Ströme tief und ohne Arges klar. 
05 Wo ist es, das uns risse gern hinweg
in jenen neuen Gang des übergrossen Seins? 
Wo ist der Mut der uns zu gehn berechtigt?
Nicht ist es Leben mehr, was ihr noch lebt
fortan ist anders Zeugung und Geburt.
10 Die Lust und Qual der ersten Welt sind tot
Wie steht Gestalt des neuen Alters klarer 
sein Frühling ist vom Geiste rein befohlen
die Blumen sind des neuen Herrschers Spiel. 
Die Bäume stehen klar doch winterlos
15 Der grüne Strom verharrt im gleichen Gang
fern von der Not der trocknen Sommermonde
wie von dem Überfluss der Frühlingsschmelzen. 
Ihr werdet anschaun und stets neu gestalten 
aus Glas die Vögel formen und die Fische
20 aus Erde das Getier in Feld und Wald.
Und euer Hauch wird aller Leben sein. 
Die Macht des ersten Gotts, die einst die Schlange –
den Kindern allzufrüh – versprach, sie wird
euch heut zueigen endlich ganz und gar.

Hier ist die Nahrung die uns immer nährte: 
die immer gleiche Stille aller Sommer
die Ströme tief und ohne Arges klar. 
Was ist es das hinweg uns droht zu reissen 
05 in jenen neuen Gang des übergrossen Seins?

<Nicht ist es Leben mehr was ihr noch lebt
fortan ist anders Zeugung und Geburt.
Die Lust der ersten Welt liegt lang im Sterben
und lang ist hohl die Qual der ersten Welt.
10 Wie steht Gestalt des neuen Alters klarer 
sein Frühling ist vom Geiste rein befohlen
die Blumen sind des neuen Herrschers Spiel!
Die Bäume stehen klar doch winterlos.
Der grüne Strom verharrt im gleichen Gang
15 fern von der Not der trocknen Sommermonde
wie von dem Überfluss der Frühlingsschmelzen. 
Ihr werdet anschaun und stets neu gestalten 
aus Glas die Vögel formen und die Fische
aus Erde das Getier in Feld und Wald.
20 Und euer Hauch wird aller Leben sein. 
Die Macht des ersten Gotts die einst die Schlange
– den Kindern allzufrüh – versprach, sie wird
euch endlich heute ganz und gar zu eigen. >

Freitag, 29 April 1949       )

Die Berge sind in Lichtern und in Farben …*

Die Berge sind in Lichtern und in Farben
erstorben bald; das Tiefste wird Gesicht
aus Wolken schauend, spiegelnd sich in Seen
Den Flüchtling aber in Höhlen vorm Strahl des Mittags
05 wenn er zum Schlaf bereit sich ganz verlassen
verzückt auf einmal das verborgne Licht.

Darunter Variante zu V. 04-06:

Wer aber flieht vorm Mittag in die Höhle
05 und kaum zum Schlaf bereit sich ganz verlassen
schon zückt hinweg ihn das verborgne Licht.

1949 * (nicht datiert)       )

Nah sind die Götter die im Stillen kämpfen …* (a1*)

Nah sind die Götter die im Stillen kämpfen
in unsern Schlaf droht schon ihr weh Geklirr:
dass sie an unsern reinen Stunden zehren 
das ist’s allein warum wir sie zu schelten 
05 warum wir wagen bitter sie zu hassen.
Denn reine Stunden sind uns Sündern selten 
da wir im Reich der Liebe gehn und unser
Umarmung glänzend harrt an jedem Kreuzweg.
<Das liess sich also leicht in seltne Nacht verbannen 
10 was euer höchstes ist und euer Adel? 
In jenem nur im Schlaf betretnen Tal 
liesst ihr was euch dem Anfang ähnlich macht? 
Ihr seid die Sklaven eines dunklen Gottes
des hellsten Gottes vielgeliebte Söhne. >
15 Erinnre nicht uns an den Abstieg den
der Vater aus dem Lichte streng uns wies. 
Wir waren Kinder und doch schon Befleckte,
eh wir es wussten, war das Glück verscherzt
war unser Heimatrecht im Einen nichtig 
20 in bunte Vielfalt wir hinausgesperrt.

< Der Tod entzückte euch und ihr wagt nicht
den Abstieg in die letzte bittre Schlucht?
Dort wartet stets das Reine noch auf euch,
der heilige Herd dass ihr die Glut entfacht
25 am dunklen Ort wo ihr es nicht vermutet
entzückt auf einmal euch das grosse Licht. >

Donnerstag, 05 Mai 1949       )

Nah sind die Mächte die im Stillen kämpfen …* (a2*)

Nah sind die Mächte die im Stillen kämpfen
nah sind sie heute euch noch in der Nacht.
Wie trügerisch der Friede, da des Tages
Ihr geht in Ketten dieses untern Gottes.
05 Dass es ihm möglich war euch Lichtere
in Dunkelheit zu fesseln. Bitterster
der Schmerzen schüttelt euch, wenn ihr des Nachts
kehrt auf geheimem Weg in jenes Tal
wo an dem Kreuzweg noch die Liebe wartet
10 noch die Erinnerung an eure erste Nacht.

< Mahne nicht uns an jene tote Nacht
sie ist uns lang im jähen Tag begraben.
Die Sonne nahm was sie uns einst gewährt. >
Was Tag ihr nennt das ist noch tiefe Nacht.
15 Die wahre Leuchte tragt ihr schon in euch.
Ihr werdet heute noch das Wahre bilden.
Und eure Hand wird stürzen Gottes Thron.
Die mächtigere Kraft ist euch seit je versprochen.
Es kommt der Tag da ihr sie kühn ergreift.

Nah sind die Mächte die im Dunklen kämpfen
in euren Schlaf droht immer ihr Geklirr
wie trügerisch der Friede selbst der Nächte
da ihr des Tages geht in steter Fron
05 des untern Gottes. Bitterster der Schmerzen
zerreisst euch wenn ihr auf geheimem Weg
kehrt an den Kreuzweg wo der Liebe wartet
Erinnerung an eure erste Stunde.

< Mahne nicht uns an jene tote Nacht
10 sie ist uns lang im jähen Tag begraben
seit uns der Vater aus dem Licht verwies.
Wir waren Kinder und doch schon Befleckte
eh wir es wussten war das Glück verscherzt
war unser Heimatrecht im Einen nichtig
15 in bunte Vielfalt wir hinaus gesperrt. >

Der Tod entzückte euch und ihr wagt nicht
den Abstieg in die letzte bittre Schlucht
wo stets [noch] das Reinere noch eurer wartet
der heilige Herd dass ihr die Glut entfacht
20 die mächtigere Kraft die euch versprochen
wenn nur mit eigner Hand ihr kühn sie fasst.

Nah sind die Mächte die im Dunklen kämpfen
in euren Schlaf droht immer ihr Geklirr
wenn auf der Flucht vorm untern Gott der euch
beherrscht ihr kehrt auf dem geheimen Weg
05 zu jener Kreuzung wo der Liebe wartet
Erinnerung an eure erste Nacht.

< Mahne nicht uns an jene helle Nacht
sie ist begraben in dem jähen Tag
seit uns der Vater in dies Licht verwies.
10 Eh wir es wussten war das wahre fern
war unser Heimatrecht im Einen nichtig
in bunte Vielfalt wir hinaus gesperrt. >

Der Tod entzückte euch und ihr wagt nicht
den Abstieg in die bittre letzte Schlucht
15 wo stets das Reinere noch eurer wartet
der heilige Herd: dass ihr die Glut entfacht
die mächtigere Kraft die euch versprochen
wenn nur mit eigner Hand ihr kühn sie fasst.

Montag, 09 Mai 1949       )

Es ist der Tag der Abend schon verflossen …* (a)

Es ist der Tag der Abend schon verflossen
der ungeheure Rausch der uns umfing.
Gedenkst du noch der Lichter in den Hainen 
der Boote in dem schnell bewegten Strom.
05 Es ging dies alles mit der Kugel Drehung 
da uns entschwand das Glänzen jener Seite 
und eine dunklere vor unsre Augen trat. 
Nicht ist an uns zu klagen dass das Ganze 
wir leben müssen statt des schönen Teiles: 
10 wie würde die Gestalt die wir verehren 
wie würde aus dem Vielen denn der Gott 
wenn uns ein ganzes Dasein nicht gelänge 
wie könnten wir im Ganzen jemals ruhn?
Um schärfer stets und schärfer zu erkennen
15 den hellen Raum der durch die Wirrnis stösst:
der Wolken Teilung schenkt das erste Leuchten
der Nebel Schwinden schenkt den ersten Glanz
und Sterne sind und Monde überwunden
von einem grossen niegekannten Stern.
20 Vollkommen ist die Ruhe in dem Wirbel
des überschnell sich drehenden Gestirns.
Und endlich ist gefunden in der Hitze
der Kühlung Insel nach der Wüstenfahrt.
Die gingen stets in Wechsellicht und Schatten
25 sie sind im reinen Mittag abgeschieden.
Sie schauen Licht und wandeln sich in Licht
unmerkbar läutert sich ihr irdisch Wesen.

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