Römische Reklamen - Raupe und Schmetterling

Synopse

  • Raupe und Schmetterling

    Notizbuch 1954-55 — Entstanden: 09. September 1954

    Wenn sie,
    nachdem sie lang am Tor in der Halle gewartet
    und schliesslich, da es auf dem Platz zu dunkeln begann, 
    vorbei an den Polizisten,
    05die die Drängenden in Gruppen zu vier
    ordnen, 
    dunkles Blut einströmten ins Herz, die riesige 
    Kirche, deren Gewölbe hinter den Simsen
    verborgene Lampen erleuchten, 
    10wenn die Nonnen nun endlich 
    fingen auf in über die Köpfe emporgehaltenen 
    kleinen Spiegeln – 
    darin sich selbst sie nie sich, es wäre gegen die
    Regel, erblickten – 
    den weissen Greis, vorn auf dem Thron, der
    die Menge französisch ansprach,
    riefen sie jubelnd: wie schön er doch ist
    15und weideten sich lang, die Raupen, // 047
    die kleinen am Anblick des glänzenden Falters
    und trugen ihn dann hinaus,
    die kleinen die dunklen auf die Strasse,
    wo in zwei Reihen jetzt strahlten die Lampen
    20und darüber der grosse goldene Ring
    mit dem Mailänder Dom, der wirbt
    für Mottas Produkte: 
    und trugen ihn, die kleinen, grauen Raupen
    hinaus, ganz innen ihn wahrend:
    die Raupen, immer und innig an-
    schauend, sie werden
    25eines sicheren Tages selber, selber zu Faltern.

  • Raupe und Schmetterling (A)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 15. September 1954

    Als die Nonnen,
    nachdem sie lang in der luftigen Halle gewartet
    und endlich, da auf dem Platz es zu dunkeln begann, 
    vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die
    Drängenden ordnen, 
    05dunkel stockiges Blut einströmten ins Herz, die riesige 
    Kirche, deren Gewölbe hinter den Simsen verborgene 
    Lampen erleuchten, 
    als die Nonnen nun endlich 
    fingen auf in über die Köpfe emporgehaltnen 
    10kleinen Spiegeln – darin sich selbst nie sie 
    oder nur mit schlechtem Gewissen erblicken – 
    den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, (für den man 
    alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte) 
    der französisch ansprach die Menge, 
    15riefen sie jubelnd: ‚wie schön er doch ist‘, und 
    trugen, Raupen den Falter, 
    ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    wo in zwei Reihen jetzt strahlten die Lichter 
    und darüber in wechselnden Farben der Ring um die 
    20Silhouette des Mailänder Doms, 
    der wirbt für Süsswaren „Motta“: // 02
    tragen ihn noch, die kleinen, unscheinbaren 
    Raupen, ganz innen ihn immer 
    und innig anschauend: bis dass sie 
    25eines sicheren Tages, selber, selber 
    sind glänzende Falter.

  • Raupe und Schmetterling (B)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 23. September 1954

    Als die Nonnen,
    nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet
    und endlich, da auf dem Platz es zu dunkeln begann, 
    vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die
    Drängenden ordnen, 
    05dunkel stockiges Blut einströmten ins Herz, die riesige 
    Kirche, deren Gewölb hinter Simsen verborgne 
    Lampen erleuchten: 
    Als die Nonnen nun endlich 
    fingen auf in über die Köpfe emporgehaltnen 
    10kleinen Spiegeln – darin nie oder nur mit schlechtem 
    Gewissen sich selbst sie erblickten – 
    den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, 
    der französisch ansprach die Menge (und für den man 
    alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    15jubelten sie: „wie schön er doch ist“ und 
    trugen, Raupen den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    durch die zwei Reihen jetzt strahlender Strassenlaternen 
    entgegen dem über allen im Wechsel aufleuchtenden und
    erlöschenden 
    Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, 
    20der wirbt für Süsswaren „Motta“: // 04
    tragen ihn noch, die unscheinbaren 
    Raupen, ganz innen und innig ihn immer 
    anschauend, bis dass sie, 
    eines sicheren Tages, selber 
    25selber sind glänzende Falter.

  • Raupe und Schmetterling (C)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 25. September 1954

    Wenn die Nonnen,
    nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet
    und endlich, wie auf dem Platz es zu dunkeln beginnt, 
    vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die Drängenden 
    ordnen, 
    05dunkel stockiges Blut einströmen ins Herz, die riesige 
    Kirche, deren Gewölb hinter Simsen verborgne 
    Lampen erleuchten:

    Wenn die Nonnen nun endlich 
    fangen in über die Köpfe emporgehaltnen 
    10kleinen Spiegeln – darin nie oder nur mit schlechtem 
    Gewissen sich selbst sie erblicken – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, 
    (für den man alle Fenster geschlossen, damit er sich
    nicht erkälte), 
    jubeln sie „wie schön er doch ist“ und 
    15tragen, Raupen den Falter, ihn dann hinaus auf die
    Strasse,

    blind durch die zwei Reihen jetzt lichter Laternen, 
    blind entgegen dem hoch im Wechsel hellen, im Wechsel 
    verschwundnen 
    Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, 
    der wirbt für Süsswaren „Motta“: // 06

    20tragen für immer, die unscheinbaren 
    Raupen, ganz innen innig ihn schauend, 
    bis dass sie eines sicheren Tages selber, 
    selber sind glänzende Falter.

  • Raupe und Schmetterling (D)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 25. September 1954

    Den weissen glänzenden Falter 
    trägt ganz innen die unscheinbare Raupe,
    die Nonne, wenn sie<,> nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet 
    und endlich, wie auf dem Platz es zu dunkeln beginnt, 
    05vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die
    Drängenden ordnen, 
    mit all dem dunkel stockigen Blut einströmt ins Herz, 
    die riesige Kirche, deren Gewölb hinter Simsen verborgne 
    Lampen erleuchten: 
    wenn sie nun endlich fängt im 
    10über den Kopf emporgehaltnen 
    kleinen Spiegel – darin nie oder nur mit schlechtem 
    Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron, 
    ohnmächtig beinah in der heiss lastenden Luft 
    15(man hatte alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter<,> ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    blind für die Reihen jetzt lichter Laternen, 
    für den hoch im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen 
    20Ring um die Silhouette des Mailände Doms, // 08
    der wirbt für Süsswaren „Motta“;

    trägt für immer, die unscheinbare
    Raupe, ganz innen innig ihn schauend, bis dass sie 
    eines sicheren Tages selber, ist 
    25selber weisser, glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (E)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 26. September 1954

    Den glänzenden Falter 
    trägt ganz innen die unscheinbare Raupe,
    die Nonne, wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet 
    und endlich, als auf dem Platz es zu dämmern beginnt, 
    05vorbei an den Polizisten, die in Gruppen zu vier die Drängenden 
    ordnen, 
    eindringt in die Kirche, 
    das Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen verborgne 
    Lampen erleuchten;

    wenn, in der reglosen Hitze nur von der Mitdrängenden 
    10dunkel stockigem Blutstrom aufrecht gehalten 
    nun endlich sie fängt im über 
    den Kopf emporgehaltnen kleinen 
    Spiegel – darin nie oder nur mit schlechtem 
    Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    15auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    (man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der französisch anspricht die Menge, 
    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    20blind für die Reihen jetzt lichter Laternen, // 10
    für den hoch im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen 
    Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, 
    der wirbt für Süsswaren „Motta“:

    trägt für immer, die unscheinbare 
    25Raupe, ganz innen ihn schauend, bis dass sie 
    selber, eines sicheren Tags, 
    selber ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (F)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 11. Oktober 1954

    Den glänzenden Falter 
    trägt innen die unscheinbare Raupe,
    die Nonne, wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle gewartet 
    und auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Polizisten vorbei, die in Gruppen zu vier die 
    Drängenden ordnen, 
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgne Lampen erleuchten, 
    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockigen Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
    10nun endlich sie fängt im über 
    den Kopf emporgehaltnen kleinen 
    Spiegel, – darin [sie] nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hatte alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der französisch anspricht die Menge: 
    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    blind für den hoch über den Reihen jetzt lichter Laternen 
    20im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen 
    Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, // 12
    der wirbt für Süsswaren „Motta“: 
    trägt ihn, bis dass sie selbst, eines sicheren Tags, 
    ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (G)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 11. Oktober 1954

    Den glänzenden Falter 
    trägt innen die unscheinbare Raupe,
    die Nonne; wenn sie, nachdem sie lang in der Vorhalle
    gewartet 
    und als auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vier die
    Drängenden ordnen, 
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgene Lampen erleuchten: 

    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockigen Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
    10nun endlich sie fängt im über 
    dem Kopf emporgehaltnen kleinen 
    Spiegel – darin nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der französisch anspricht die Menge:

    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter<,> ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    – blind für den hoch über den Reihen // 14
    20der Klosterschülerinnen, die mit Kerzen zum Maialtar 
    ziehn, für den über jetzt lichten Laternen 
    im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen 
    Ring um die Silhouette des Mailänder Doms, 
    die selber gelb werbend umkränzt 
    25den roten Fabriknamen „Motta“ – : 

    trägt ihn, bis dass sie, die Raupe, 
    selbst, eines sicheren Tags, ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (H)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 12. Oktober 1954

    Den glänzenden Falter 
    trägt innen die unscheinbare Raupe,
    die Nonne, wenn sie, nachdem in der Vorhalle lang sie 
    gewartet und, als auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vier
    die Drängenden ordnen. 
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgene Lampen erleuchten: 

    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
    10nun endlich sie fängt im über 
    den Kopf emporgehaltenen kleinen 
    Spiegel – darin nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der französisch anspricht die Menge: 

    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse // 16
    blind für den hoch über den Reihen 
    20 der Klosterschülerinnen, die mit Kerzen 
    durch die Schwärme der Autoglühwürmer 
    zur im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen Monstranz ziehn, 
    für den Neonring über jetzt lichten Laternen 
    um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder, 
    25 gelb werbend, umkränzt die rote Hostie „Motta“ –: 

    trägt ihn, bis dass sie, die Raupe, 
    selbst, eines sicheren Tags, ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (J)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 12. Oktober 1954

    Den glänzenden Falter 
    innen trägt die unscheinbare
    Nonnenraupe; wenn, als in der Vorhalle lang sie 
    gewartet und, nun auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vier
    die Drängenden ordnen, 
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgene Lampen erleuchten: 

    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
    10jetzt endlich sie fängt im über 
    den Kopf emporgehaltenen kleinen 
    Spiegel – darin [sie] nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    auf den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte),
    der französisch anspricht die Menge: 

    jubelt sie „wie schön er doch ist“ und 
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse, 
    blind für den hoch über den Reihen 
    20der Klosterschülerinnen, die mit Kerzen 
    durch die Schwärme der Autoglühwürmer 
    zur im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen Monstranz ziehn, // 18
    für den Neonring über jetzt lichten Laternen 
    um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder, 
    25gelb werbend, umkränzt die rote Hostie "Motta" – : 

    trägt ihn, bis dass sie, die Raupe, 
    selbst, eines sicheren Tags, ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling

    Typoskripte 1954 — Entstanden: 23. Oktober 1954

    Den glänzenden Falter
    innen trägt die unscheinbare
    Nonnenraupe; wenn, als in der Vorhalle lang sie
    gewartet und, nun auf dem Platz es zu dämmern begonnen,
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vier
    die Drängenden ordnen,
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen
    verborgene Lampen erleuchten:

    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten,
    10jetzt endlich sie fängt im über
    den Kopf emporgehaltenen kleinen
    Spiegel – darin nie oder nur mit
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte –
    auf den weißen Greis weit vorn auf dem Thron
    15 (man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte),
    der französisch anspricht die Menge:

    jubelt sie 'wie schön er doch ist' und
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Strasse,
    blind für den hoch über den Reihen
    20der Klosterschülerinnen, die mit Kerzen
    durch die Schwärme der Autoglühwürmer  // 02
    zur im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen Monstranz ziehn,
    für den Neonring über jetzt lichten Laternen
    um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder,
    25gelb werbend, umkränzt die rote Hostie 'Motta' – :

    trägt ihn, bis dass sie, die Raupe,
    selbst, eines sicheren Tags, ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (K)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 16. November 1954

    Den glänzenden Falter 
    trägt innen die unscheinbare
    Nonnenraupe; als sie in der Vorhalle lange 
    gewartet hatte und, nun auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vieren die 
    Drängenden ordnen, 
    eingedrungen war ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgene Lampen erleuchten: 

    in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten, 
    10fängt sie jetzt endlich mit dem über 
    den Kopf emporgehaltenen kleinen 
    Spiegel – darin nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte – 
    den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der die Menge französisch anspricht: 

    und sie jubelt ‚wie schöner doch ist‘ und 
    trägt ihn, Raupe den Falter, dann hinaus auf die Strasse, 
    blind für die im Wechsel helle, im Wechsel erloschne Monstranz 
    20der die Reihen der Klosterschülerinnen von weitem 
    mit Kerzen entgegenziehn durch die Schwärme 
    der Autoglühwürmer, für den Neonring über jetzt lichten // 20
    Laternen um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder 
    die rote Hostie ‚Motta‘, gelb werbend, umkränzt: 

    25trägt ihn, bis dass sie, die Raupe, 
    selbst, eines sicheren Tags, ist ein glänzender Falter.

  • Raupe und Schmetterling (L)

    Manuskripte 1954 — Entstanden: 19. November 1954

    Die unscheinbare Nonnenraupe
    trägt innen den glänzenden Falter; 
    als sie in der Vorhalle lange 
    gewartet hatte und, nun auf dem Platz es zu dämmern begonnen, 
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vieren die 
    Drängenden ordnen, 
    ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen 
    verborgene Lampen erleuchten, eindringt, 
    in der reglosen Hitze nur vom dunkel 
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten: 
    10fängt sie jetzt endlich mit dem über 
    den Kopf emporgehaltenen kleinen 
    Spiegel – darin nie oder nur mit 
    schlechtem Gewissen sie sich selbst erblickte – 
    den weissen Greis weit vorn auf dem Thron 
    15(man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte), 
    der die Menge französisch anspricht: 

    und sie jubelt 'Wie schön er doch ist' und 
    trägt ihn, Raupe den Falter, dann hinaus auf die Strasse, 
    blind für die im Wechsel helle, im Wechsel erloschne Monstranz, 
    20der die Reihen der Klosterschülerinnen von weitem 
    durch die Schwärme der Autoglühwürmer mit Kerzen 
    entgegenziehn, für den Neonring über jetzt lichten 
    Laternen um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder 
    die rote Hostie 'Motta', gelb werbend, umkränzt: 

    25trägt ihn, bis dass sie, die Raupe, 
    eines sicheren Tags selbst ist ein glänzender Falter.

  • RÖMISCHE REKLAMEN / Raupe und Schmetterling

    Die verwandelten Schiffe 1957 — Publiziert: 1957

    Den glänzenden Falter
    innen trägt die unscheinbare
    Nonnenraupe; wenn, als in der Vorhalle lang sie
    gewartet und, nun auf dem Platz es zu dämmern begonnen,
    05endlich an den Gendarmen vorbei, die in Gruppen zu vier die
    Drängenden ordnen,
    eingedrungen ins Herz, dessen Riesengewölb hinter Simsen
    verborgene Lampen erleuchten:
    wenn, in der reglosen Hitze nur vom dunkel
    stockenden Blutstrom der Frommen aufrecht gehalten,
    10jetzt endlich sie fängt im über
    den Kopf emporgehaltenen kleinen
    Spiegel – darin nie oder nur mit
    schlechtem Gewissen sich selbst sie erblickte –
    auf den weißen Greis weit vorn auf dem Thron
    15 (man hat alle Fenster geschlossen, damit er sich nicht erkälte),
    der französisch anspricht die Menge:
    jubelt sie ‹wie schön er doch ist› und
    trägt, Raupe den Falter, ihn dann hinaus auf die Straße,
    blind für den hoch über den Reihen
    20der Klosterschülerinnen, die mit Kerzen
    durch die Schwärme der Autoglühwürmer 
    zur im Wechsel hellen, im Wechsel erloschnen Monstranz ziehn,
    für den Neonring über jetzt lichten Laternen
    um die Silhouette des Mailänder Doms, der wieder,
    25gelb werbend, umkränzt die rote Hostie ‹Motta› – :
    trägt ihn, bis daß sie, die Raupe,
    selbst, eines sicheren Tags, ein glänzender Falter.